Sahelzone

Fluchtroute Sahelzone

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Marodierende Banden und Gewalt zwingen zur Flucht

Viele der Länder in der Sahelzone sind von Gewalteskalationen und Aufständen betroffen, bei denen sich noch kein Ende abzeichnet. Zu den Hauptursachen der Konflikte in der Region gehören extreme Armut und chronische Unterentwicklung. Terroristische Organisationen und andere kriminelle Gruppen nutzen die instabile Situation der Staaten und die ethnischen Spannungen in der Bevölkerung aus. Zudem verschärft die Klimakrise die Situation weiter: Die Region ist eine der trockensten Gebiete des afrikanischen Kontinents. Das zwingt Hirten dazu, in südlichere Gebiete zu migrieren, was wiederum zu Spannungen mit den dort ansässigen Landwirten führt.

Die Sahelzone

Die Sahelzone (der Sahel) erstreckt sich über 7000 km von der Atlantikküste im Westen bis zum Roten Meer im Osten und ist ca. 800 km breit.

In der Sahelzone liegen sieben Staaten: Senegal, Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger, der Tschad und der Sudan. Teilweise werden außerdem Nigeria, Äthiopien, Gambia, Eritrea und Djibouti hinzugezählt.

Verschiedene Fluchtrouten innerhalb der Sahelzone

Um in sicherere Gebiete zu gelangen, flüchten die Schutzsuchenden über die südliche Route nach Südafrika, über die östliche Route in die Golfstaaten oder afrikanische Nachbarstaaten, oder über die nördliche Route über Libyen in die Europäische Union.

Von Niger und Mali aus schlängeln sich die Routen Richtung Norden nach Libyen. Nicht selten verläuft die Route westlich über Algerien nach Libyen, um die verschärften Grenzkontrollen an der nigrisch-libyschen Grenze zu umgehen.

Die meisten Vertriebenen bleiben innerhalb ihrer Heimat oder flüchten in direkte Nachbarländer. So kommt es dazu, dass viele Länder, aus denen die Menschen fliehen, gleichzeitig sehr viele Flüchtlinge aufnehmen. Dies führt dazu, dass viele der Menschen mehrmals aus verschiedenen Ländern fliehen müssen und häufig vor die unmögliche Frage gestellt werden, ob sie in dem Land bleiben und einen Angriff riskieren oder in ein Land zurückzukehren, in dem die Lage ebenfalls instabil und unsicher ist.

Wer ist auf den Fluchtrouten in der Sahelzone unterwegs?

Expert*innen beschreiben die Fluchtbewegungen in der Sahelzone als „gemischte Migration“. Einerseits fliehen die Menschen vor Konflikten und Gewalt innerhalb oder außerhalb ihrer Herkunftsländer. Darunter befinden sich zum Beispiel Mali, Burkina Faso, Eritrea und der Sudan. Gleichzeitig befinden sich auf der Fluchtroute Migrant*innen, die ihre Herkunftsländer aufgrund der desolaten wirtschaftlichen Situationen und fehlenden Zukunftsperspektiven verlassen haben.

Die aktuell größte Krise in der Region spielt sich im Sudan und den angrenzenden Ländern ab: Die im April 2023 entfachten Konflikte im Sudan haben rund 6,5 Millionen Menschen zur Flucht im eigenen Land gezwungen. Nimmt man diejenigen hinzu, die in den Nachbarländern Zuflucht gefunden haben oder zur Rückkehr dorthin gezwungen wurden, hat die Krise fast 8,5 Millionen Menschen vertrieben.

KRISE IM SUDAN

In der zentralen Sahlezone (Niger, Mali, Burkina Faso), Tschad und Mauretanien stehen im Februar 2024 mehr als 5,1 Millionen Menschen unter dem Mandat des UNHCR. Etwa 1,1 Millionen von ihnen sind Flüchtlinge und Asylsuchende. Knapp 2,9 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene.

 

Als wir in Bani Walid (Libyen) ankamen, zwangen uns bewaffnete Männer in unterirdische Zellen, wo bereits 500 andere Gefangene lebten. Sie schlugen uns jeden Tag und jede Nacht.

Yasir ist ein sudanesischer Asylsuchender. Er erholt sich in einem UNHCR-Camp in der Nähe von Niamey (Niger). Nach seiner Flucht aus Dafur (Sudan) wurde Yasir von libyschen Milizen gefangen genommen und gefoltert. Die Gefangenen wurden gezwungen ihre Familien zu kontaktieren und Videos der Folterung zu zeigen. So wollten die Folterer 10.000 Dinar (6.200 Euro) für jeden erpressen.

Die Bedingungen auf den Fluchtrouten sind herausfordernd

Die wenigsten afrikanischen Flüchtlinge machen sich auf den Weg nach Europa. Und selbst wenn, ist die Überfahrt über das Mittelmeer nur der letzte Schritt einer langen und gefährlichen Flucht. Viele Menschen durchqueren vorher die Wüste, oder Orte, in denen Krieg herrscht. Dort sind sie Menschenhändler*innen, Inhaftierungen und Folter schutzlos ausgeliefert. Besonders in Libyen ist die Situation dramatisch. Das Land wird seit Jahren von Konflikten erschüttert. Zurzeit werden tausende Flüchtlinge und Migrant*innen in Libyen in Internierungslagern festgehalten.

Viele Länder zeigen sich gastfreundlich gegenüber den Schutzsuchenden. Doch aufgrund der eigenen Probleme sind sie auch mit der großen Anzahl von Schutzsuchenden überfordert. In einigen Fällen wurden zentrale Grundsätze des Flüchtlingsschutzes gebrochen. So führten einige Länder strenge Grenzkontrollen durch, wodurch Menschen, die internationalen Schutz bedürftigen, keinen Asylantrag stellen konnten. Die Wege für Flüchtende sowie für Helfer*innen werden durch den Einsatz von selbstgebauten Sprengsätzen und den Einsatz von Landminen mitunter lebensgefährlich. Zudem fehlt es an Straßen und notwendiger Infrastruktur. Die natürlichen Begebenheiten erschweren die Flucht der Menschen sowie deren Versorgung zusätzlich.

Die Sahara - tödlicher Wall aus Sand

Alle Fluchtrouten vom südlichen Afrika Richtung Norden führen durch die Sahara. In der Wüste steigen die Temperaturen tagsüber auf bis zu 58 Grad Celsius. Hunger, fehlende Medizin und vor allem Wassermangel sind tödliche Gefahren, denen Geflüchtete hier ausgesetzt sind. Um die Sahara zu durchqueren, sind Schutzsuchende auf Milizen, Schlepper und Menschenhändler angewiesen, für die ein Menschenleben kaum mehr ist als eine Handelsware. Geflüchtete berichten von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigungen, von Entführungen und Lösegeldforderungen sowie von physischer und psychischer Folter auf ihrem Weg durch die Wüste.

Unser Dorf ist leer. Alle sind hier.

Barra Souleyman floh im Februar 2019 vor bewaffneten Männern aus seinem etwa 100 km nördlich gelegenen Dorf in Burkina Faso in ein Flüchtlingslager. Die Angreifer sagten, sie hätten nur ein paar Stunden um fortzukommen.
Burkinabe berichten von immer mehr Angriffen auf Dörfer, bei denen Menschen getötet, Frauen vergewaltigt und Häuser geplündert werden.

Im Grenzdreieck zwischen Mali, Niger und Burkina Faso ist die Bevölkerung besonders stark von Gewalt und gesellschaftlichen Spannungen betroffen, in allen drei Ländern hat sich das Militär an die Macht geputscht. Häufig greifen bewaffnete Gruppen wahllos staatliche Institutionen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen an. Viele Menschen müssen somit mehrfach fliehen, da die Orte, an denen sie Schutz suchen, ebenfalls von Gewalt geprägt sind. Unter anderem in Burkina Faso, Mali und Niger bekennt sich der Islamische Staat immer wieder zu verübten Anschlägen. Die Regierungen von fünf Staaten (Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger) vereinbarten Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung in der Sahel-Zone. Die gewaltsamen Konflikte innerhalb der Bevölkerung sollen verringert und der Zugang zu einem Asylverfahren ermöglicht werden.

Burkina Faso   Mali  Tschad   Niger  Nigeria

 

Die Notlage ist hier, in der Sahelzone, wo Menschen leiden, getötet werden, Frauen vergewaltigt werden, Kinder nicht zur Schule gehen können. Die Sahelzone ist der Ort, an dem wir eingreifen müssen, bevor diese Krise unbeherrschbar wird.

Filippo Grandi, UN-Flüchtlingskommissar

Was macht der UNHCR vor Ort?

Der UNHCR konzentriert sich in der Sahlezone auf die Bedürfnisse der Betroffenen und hat diese Kenbereiche identifiziert:

  • Unterkünfte für Schutzsuchende und deren Versorgung mit Hilfsgütern.
  • Unterstützung von Opfern sexueller und geschlechtsbasierter Gewalt und Vorbeugung dieser Übergriffe.
  • Sicherstellung von Bildung und das Auf- und Ausbauen von Schulen.
  • Zugang der Betroffenen zu nachhaltigen Energiequellen wie Solar, Wind oder Biogas.

Die Unsicherheit in den Ländern blockiert vielerorts die humanitäre Hilfe, da die Helfer*innen nur eingeschränkten Zugang zu den Schutzbedürftigen haben. Sowohl die Geflüchteten als auch die Aufnahmegemeinschaften sind jedoch dringend auf Unterkünfte, Nahrung, Wasser und Gesundheitsversorgung angewiesen. Der UNHCR arbeitet mit Regierungen vor Ort zusammen, um Schutz auf verschiedenen Fluchtrouten zu gewährleisten. In den Städten versucht der UNHCR sich einen Eindruck von der Lage zu verschaffen, um auf die unmittelbarsten Bedürfnisse eingehen zu können.

In Flüchtlingslagern, wie zum Beispiel in Burkina Faso, sind UNHCR-Teams vor Ort und sorgen für Sicherheit und eine ausreichende Versorgung der Menschen. Außerdem unterstützt der UNHCR die Länder bei der Registrierung Schutzsuchender, sodass sie Ausweisdokumente erhalten. Anschließend hilft der UNHCR bei der Integration in die lokalen Gemeinden, sodass die Flüchtlinge möglichst schnell unabhängig werden. So versucht der UNHCR beispielsweise, Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen und beteiligt sich an der Instandhaltung der Schulinfrastruktur.

Es werden Maßnahmen ergriffen, um Mädchen und Frauen vor sexuellen Übergriffen zu schützen und sexuelle Gewalttaten zu verhindern. Ein weiterer Punkt, den der UNHCR in seiner Arbeitet beachtet, sind die drastischen Folgen des Klimawandels für die Sahelzone. Er setzt dabei auf einen kommunalen Ansatz sowie erneuerbare Energien als Stromversorgung und hilft, die Müllentsorgung zu organisieren.

 

 

Mutter mit Kind

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Gruppe von Frauen beim Wasserholen, Sahelzone  Burkina-Faso.jpg