Sahelzone

Fluchtroute Sahelzone

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Marodierende Banden und Gewalt zwingen zur Flucht

Viele der Länder in der Sahelzone sind von Gewalteskalationen und Aufstände betroffen, bei denen sich noch kein Ende abzeichnet. Zu den Hauptursachen der Konflikte in der Region gehören extreme Armut und chronische Unterentwicklung. Terroristische Organisationen und andere kriminelle Gruppen nutzen die instabile Situation der Staaten und die ethnischen Spannungen in der Bevölkerung aus. Zudem verschärft die Klimakrise die Situation weiter, da die Temperaturen nach heutigen Entwicklungen in der Region 1,5 Mal schneller steigen wird als der weltweite Durchschnitt.

Die Sahelzone

Die Sahelzone (der Sahel) erstreckt sich über 7000 km von der Atlantikküste im Westen bis zum Roten Meer im Osten und ist ca. 800 km breit.

In der Sahelzone liegen sieben Staaten: Senegal, Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger, der Tschad und der Sudan. Teilweise werden außerdem Nigeria, Äthiopien, Gambia, Eritrea und Djibouti hinzugezählt.

Verschiedene Fluchtrouten innerhalb der Sahelzone

Um in sicherere Gebiete zu gelangen, flüchten die Schutzsuchenden über die südliche Route nach Südafrika, über die östliche Route in die Golfstaaten oder afrikanische Nachbarstaaten, oder über die nördliche Route über Libyen in die Europäische Union.

Von Niger und Mali aus schlängeln sich die Routen Richtung Norden nach Libyen. Nicht selten verläuft die Route westlich über Algerien nach Libyen, um die verschärften Grenzkontrollen an der nigrisch-libyschen Grenze zu umgehen.

Viele der Menschen fliehen vor Konflikten in ihren Heimatländern auch in die jeweils angrenzenden Nachbarländer. So lebten Ende Mai 2020 rund 47.000 Flüchtlinge und Asylsuchende in Mali.

Tod und Menschenrechtsverletzungen entlang der Fluchtrouten

„Auf dieser Reise kümmert es niemanden, ob man lebt oder stirbt“ heißt ein gemeinsamer Bericht des UNHCR und Mixed Migration Centers. Er thematisiert, die schweren Menschenrechtsverletzungen auf den Fluchtrouten Richtung afrikanische Mittelmeerküste und von West- nach Ostafrika. Der Report zeigt auf, wie Menschen auf dem Weg unaussprechliche Brutalität und Unmenschlichkeit erfahren – durch Schmuggler, Menschenhändler, Milizen und in einigen Fällen sogar durch staatliche Vertreter.

So sind in 2018 und 2019 mindestens 1.750 Menschen ums Leben gekommen, tausende erleiden schwere Menschenrechtsverletzungen. Etwa 28 Prozent der Todesfälle sind auf die Durchquerung der Sahara zurückzuführen. Weitere lebensgefährliche Brennpunkte sind Orte im Süden Libyens.

Den kompletten Report finden Sie in unserer Mediathek zum Download:

Zum Report

Herausforderung COVID-19

Die hygienischen Bedingungen in den Flüchtlingslagern und -siedlungen in der Sahelzone sind in den meisten Fällen schwierig und eine ausreichende medizinische Versorgung der Flüchtlinge bei einer schnellen Ausbreitung der Krankheit kaum möglich.

Der UNHCR hat mit der Verbesserung der medizinischen Kapazitäten und der Verteilung von notwendigem Material begonnen. Gleichzeitig wird Personal ausgebildet und Informationskampagnen für die Bevölkerung durchgeführt, um die notwendigen Hygieneregeln - Händewaschen, Abstand halten - einzuhalten.

Flüchtlinge in der Corona Pandemie

Wer ist auf den Fluchtrouten in der Sahelzone unterwegs?

Expert*innen beschreiben die Fluchtbewegungen in der Sahelzone als „gemischte Migration“. Einerseits fliehen die Menschen vor Konflikten und Gewalt innerhalb oder außerhalb ihrer Herkunftsländer. Darunter befinden sich zum Beispiel Mali, Burkina Faso, Eritrea und der Sudan.

In der zentralen Sahlezone (Niger, Mali, Burkina Faso), Tschad und Mauretanien stehen mehr als 4,8 Millionen Menschen unter dem Mandat des UNHCR. Knapp 984.000 von ihnen sind Flüchtlinge und Asylsuchende. Knapp 2,9 Millionen Menschen sind Binnenvertriebende.

Im Sudan lag die Zahl der Binnenvertriebenen Ende 2021 bei 3 Millionen Menschen. Gleichzeitig nahm der Sudan rund ungefähr 825.000 Flüchtlinge auf. In Burkina Faso waren Ende 2021 über 1,5 Million Menschen innerhalb ihres Landes vertrieben, im Nachbarland Mali waren es über 350.000 Menschen.

Gleichzeitig befinden sich auf der Fluchtroute Migrant*innen, die ihre Herkunftsländer aufgrund der desolaten wirtschaftlichen Situationen und fehlenden Zukunftsperspektiven verlassen haben.

 

Als wir in Bani Walid (Libyen) ankamen, zwangen uns bewaffnete Männer in unterirdische Zellen, wo bereits 500 andere Gefangene lebten. Sie schlugen uns jeden Tag und jede Nacht.

Yasir ist ein sudanesischer Asylsuchender. Er erholt sich in einem UNHCR-Camp in der Nähe von Niamey (Niger). Nach seiner Flucht aus Dafur (Sudan) wurde Yasir von libyschen Milizen gefangen genommen und gefoltert. Die Gefangenen wurden gezwungen ihre Familien zu kontaktieren und Videos der Folterung zu zeigen. So wollten die Folterer 10.000 Dinar (6.200 Euro) für jeden erpressen.

Die Bedingungen auf den Fluchtrouten sind herausfordernd

Die wenigsten afrikanischen Flüchtlinge machen sich auf den Weg nach Europa. Und selbst wenn, ist die Überfahrt über das Mittelmeer nur der letzte Schritt einer langen und gefährlichen Flucht. Viele Menschen durchqueren vorher die Wüste, oder Orte, in denen Krieg herrscht. Dort sind sie Menschenhändler*innen, Inhaftierungen und Folter schutzlos ausgeliefert. Besonders in Libyen ist die Situation dramatisch. Das Land wird seit Jahren von Konflikten erschüttert. Zurzeit werden tausende Flüchtlinge und Migrant*innen in Libyen in Internierungslagern festgehalten.

Wir gehen davon aus, dass vermutlich mindestens doppelt so viele Menschen auf dem Weg zum Mittelmeer sterben als im Mittelmeer selbst.

Vincent Cochetel, Sondergesandter des UNHCR für das Mittelmeer und Libyen

Im Grenzdreieck zwischen Mali, Niger und Burkina Faso, ist die Bevölkerung besonders stark von Gewalt und gesellschaftlichen Spannungen betroffen. Häufig greifen bewaffnete Gruppen wahllos staatliche Institutionen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen an. Viele Menschen müssen somit mehrfach fliehen, da die Orte, an denen sie Schutz suchen, ebenfalls von Gewalt geprägt sind. Unter anderem in Burkina Faso, Mali und Niger bekennt sich der Islamische Staat immer wieder zu verübten Anschlägen. Die Regierungen von fünf Staaten (Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger) vereinbarten Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung in der Sahel-Zone. Die gewaltsamen Konflikte innerhalb der Bevölkerung sollen verringert und der Zugang zu einem Asylverfahren ermöglicht werden.

Unser Dorf ist leer. Alle sind hier.

Barra Souleyman floh im Februar 2019 vor bewaffneten Männern aus seinem etwa 100 km nördlich gelegenen Dorf in Burkina Faso in ein Flüchtlingslager. Die Angreifer sagten, sie hätten nur ein paar Stunden um fortzukommen.
Burkinabe berichten von immer mehr Angriffen auf Dörfer, bei denen Menschen getötet, Frauen vergewaltigt und Häuser geplündert werden.

Der Konflikt im Norden Malis breitetet sich auf Zentral-Mali, Burkina Faso und den Niger aus. Das Risiko besteht, dass diese Konflikte auf die anliegenden, zum Teil ebenfalls instabilen, Länder übergreifen. Besonders betroffen sind die an der Küste liegenden Länder Benin, Côte d'Ivoire, Ghana und Togo.

Die meisten Vertriebenen bleiben innerhalb ihrer Heimat oder flüchten in direkte Nachbarländer. So kommt es dazu, dass viele Länder, aus denen die Menschen fliehen, gleichzeitig sehr viele Flüchtlinge aufnehmen. Dies führt dazu, dass viele der Menschen mehrmals aus verschiedenen Ländern fliehen müssen und häufig vor die unmögliche Frage gestellt werden, ob sie in dem Land bleiben und einen Angriff riskieren oder in ein Land zurückzukehren, in dem die Lage ebenfalls instabil und unsicher ist.

Hier finden Sie weitere Informationen zu folgenden Ländern:

Burkina Faso   Mali  Tschad   Niger  Nigeria

Viele Länder zeigen sich gastfreundlich gegenüber den Schutzsuchenden. Doch aufgrund der eigenen Probleme auch mit der großen Anzahl von Schutzsuchenden überfordert. In einigen Fällen wurden zentrale Grundsätze des Flüchtlingsschutzes gebrochen. So führten einige Länder strenge Grenzkontrollen durch, wodurch Menschen, die internationalen Schutz bedürftigen, keinen Asylantrag stellen konnten.

Die Wege für Flüchtende sowie für Helfer werden durch den Einsatz von selbstgebauten Sprengsätzen und den Einsatz von Landminen mitunter lebensgefährlich. Zudem fehlt es an Straßen und notwendiger Infrastruktur. Die natürlichen Begebenheiten erschweren die Flucht der Menschen sowie deren Versorgung zusätzlich.

 

Die Notlage ist hier, in der Sahelzone, wo Menschen leiden, getötet werden, Frauen vergewaltigt werden, Kinder nicht zur Schule gehen können. Die Sahelzone ist der Ort, an dem wir eingreifen müssen, bevor diese Krise unbeherrschbar wird.

Filippo Grandi, seit 2016 der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen

Was macht der UNHCR vor Ort?

Der UNHCR konzentriert sich in der Sahlezone auf die Bedürfnisse der Betroffenen und hat diese Kenbereiche identifiziert:

  • Unterkünfte für Schutzsuchende und deren Versorgung mit Hilfsgütern.
  • Unterstützung von Opfern sexueller und geschlechtsbasierter Gewalt und Vorbeugung dieser Übergriffe.
  • Sicherstellung von Bildung und das Auf- und Ausbauen von Schulen.
  • Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid19 und die medizinische Versorgung von Infizierten Flüchtlingen.
  • Zugang der Betroffenen zu nachhaltigen Energiequellen wie Solar, Wind oder Biogas.

 

Die Unsicherheit in den Ländern blockiert vielerorts die humanitäre Hilfe, da die Helfer*innen nur eingeschränkten Zugang zu den bedürftigen Menschen haben. Sowohl die Geflüchteten als auch die Aufnahmegemeinschaften sind jedoch dringend auf Unterkünfte, Nahrung, Wasser und Gesundheitsversorgung angewiesen. Der UNHCR arbeitet mit Regierungen vor Ort zusammen, um Schutz auf verschiedenen Fluchtrouten zu gewährleisten. In den Städten versucht der UNHCR sich einen Eindruck von der Lage zu verschaffen, um auf die unmittelbarsten Bedürfnisse eingehen zu können.

In Flüchtlingslagern, wie zum Beispiel in Burkina Faso, sind UNHCR-Teams vor Ort und sorgen für Sicherheit und eine ausreichende Versorgung der Menschen. Außerdem unterstützt der UNHCR die Länder bei der Registrierung Schutzsuchender, sodass sie Ausweisdokumente erhalten. Anschließend hilft der UNHCR bei der Integration in die lokalen Gemeinden, sodass die Flüchtlinge möglichst schnell unabhängig werden. So versucht der UNHCR beispielsweise, Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen und beteiligt sich an der Instandhaltung der Schulinfrastruktur.

Es werden Maßnahmen ergriffen, um Mädchen und Frauen vor sexuellen Übergriffen zu schützen und sexuelle Gewalttaten zu verhindern.

Ein weiterer Punkt, den der UNHCR in seiner Arbeitet beachtet, sind die drastischen Folgen des Klimawandels für die Sahelzone. Er setzt dabei auf einen kommunalen Ansatz sowie erneuerbare Energien als Stromversorgung und hilft, die Müllentsorgung zu organisieren.

Aufgrund der Corona Pandemie und die schweren Auswirkungen für Flüchtlinge unterstützt der UNHCR die Gesundheitssysteme und die medizinische Versorgung der Geflüchteten. Besonders das WASH Programm, welches den Menschen Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen gewährt.

 

 

 

Mutter mit Kind

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Gruppe von Frauen beim Wasserholen, Sahelzone  Burkina-Faso.jpg