Extremwetter bedroht Flüchtlinge
Extremwetterereignisse wie der Zyklon Remal im Mai 2024 bedrohen das Leben von Millionen Menschen in Bangladesch, darunter fast eine Million Flüchtlinge. Ihre Unterkünfte aus Bambusstangen und Planen bieten kaum Schutz vor Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern. Der Zyklon Remal, der erste Wirbelsturm des Jahres im Golf von Bengalen, verdeutlichte, wie die Klimakrise schwere Stürme, Überschwemmungen und Wirbelstürme häufiger macht.
Besonders betroffen sind immer Flüchtlinge und Vertriebene, wie die aktuellen erheblichen Regenfälle in Cox's Bazar zeigen. Dort führen Erdrutsche und Überschwemmungen zu großem Leid, mit beschädigten Unterkünften und Infrastruktur. Freiwillige Helfer*innen und der UNHCR arbeiten in so einem Fall unermüdlich daran, die Betroffenen zu unterstützen und auf zukünftige Naturkatastrophen vorzubereiten.
Bitte helfen Sie uns, zu helfen!
Der UNHCR ist in den Camps, um gefährdete Personen zu identifizieren, Familien aus erdrutschgefährdeten Gebieten umzusiedeln und Flüchtlingen mit besonderen Bedürfnissen zu helfen.
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Flüchtlingshilfe in Bangladesch
Stand: 15.08.2024
Rund 980.000 Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar leben derzeit in Bangladesch. Ein Großteil von ihnen (etwa 700.000 Menschen) floh im August 2017 dorthin: Nachdem es im Bundesstaat Rakhine in Myanmar zu brutalen Gewaltausbrüchen kam, muss die Minderheit der Rohingya um ihr Leben fürchten. Die meisten der Flüchtlinge haben in den Flüchtlingslagern Kutupalong und Nayapara in der Region Cox Bazar im Südosten Bangladeschs Schutz gefunden. Seit 2021 wurden etwa 35.000 Flüchtlinge auf die Insel Bhasan Char vor der Küste Bangladeschs umgesiedelt.
Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch
der Flüchtlinge sind Frauen und Mädchen
pro funktionierenden Wasserhahn
Möglichkeiten und Grenzen für Flüchtlinge in Bangladesch
Obwohl Bangladesch weder die Genfer Flüchtlingskonvention noch das dazugehörige Protokoll von 1967 unterzeichnet hat, bietet es seit Jahrzehnten einer großen Zahl von Rohingya-Flüchtlingen aus Myanmar Schutz und Zuflucht. Das Fehlen eines nationalen Rechtsrahmens für Asyl bedeutet jedoch, dass Flüchtlinge und Asylsuchende keinen legalen Aufenthaltsstatus haben, wodurch sie einem erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt sind.
Die primäre Lösung für die bengalische Regierung liegt in der freiwilligen Rückführung von Rohingya-Flüchtlingen. Das politische Verhalten betont den vorübergehenden Charakter der Anwesenheit der Rohingya-Flüchtlinge und beschränkt damit die Flüchtlingshilfe auf kurzfristige humanitäre Hilfe.
Durch die fehlende legale Anerkennung ist es Flüchtlingen nicht möglich, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen oder Zugang zu Bildung zu erhalten. Diese prekäre Situation veranlasst manche, sich für die gefährliche Weiterreise auf dem Seeweg zu entscheiden.
Kutupalong: Die größte Flüchtlingssiedlung weltweit
Durch die hohe Anzahl von Geflüchteten ist im Distrikt Cox's Basar eine Ansiedlung von Flüchtlingsunterkünften entstanden, die in ihrer Ausbreitung ihres Gleichen sucht. Kutupalong ist mittlerweile mit über 635.000 Bewohner*innen das größte Flüchtlingslager der Welt. Zum Vergleich: Dies entspricht mehr als der Einwohnerzahl von Düsseldorf.
Katastrophenvorsorge und -bewältigung
Die Rohingya-Flüchtlingslager und die Gebiete, in denen sie untergebracht sind, befinden sich in einem der am stärksten von wetterbedingten Gefahren bedrohten Länder in der Region Asien und Pazifik. Sie sind extrem anfällig für Brände, Wirbelstürme und Monsunregen. Der UNHCR hat eine zuverlässige Strategie entwickelt, die auf vier Säulen beruht: Prävention, Schadensbegrenzung, Anpassung und Reaktion. Es handelt sich dabei um eine bereichsübergreifende Maßnahme, zu der ein umfassender Klimaaktionsplan, die Planung des Standortmanagements und Schulungen zum Kapazitätsaufbau für Flüchtlinge und lokale Gemeinschaften gehören.
Kritische Hygienesituation in den Siedlungen
Die unzureichende Anzahl der sanitären Einrichtungen in den Lagern ist ein großes Problem. Die Nutzung von funktionalen Badebereichen liegt mit durchschnittlich 38 Personen pro Einrichtung deutlich über dem Zielwert. Besonders Frauen und Mädchen leiden darunter. Sie berichten, dass sich ihnen keine Möglichkeit bietet, die Badestellen und Latrinen geschützt zu nutzen. Dies führt dazu, dass vermehrt Ad-hoc-Badebereiche und Latrinen in den Unterkünften entstehen, was zu einer Verunreinigung mit Kolibakterien führt. Durch den großen und weiter wachsenden Bedarf und Bestand an Latrinen ist eine regelmäßige Beseitigung des Klärschlamms erforderlich. Dies führt zu Gesundheitsrisiken und höheren Kosten, da der Schlamm abgepumpt, transportiert und besonders aufbereitet werden muss.
Der UNHCR arbeitet an langfristigen Sanitärlösungen und dem nachhaltigen Betrieb von Sanitäreinrichtungen. Dafür werden unter anderem WASH-Expert*innen vor Ort eingesetzt, um ein funktionierendes System aufzubauen.
Starker Monsunregen führt zu Überschwemmungen
Kutupalong liegt in einer für Naturkatastrophen anfälligen Region. Von Mai bis Oktober ist das Flüchtlingslager von extremen Regenfällen bedroht. Die Flüchtlinge leben in einfachsten Bambushütten, die kaum vor den heftigen Regenfällen Schutz bieten können.
Erdrutsche, Überschwemmungen und Stürme haben in den letzten Jahren immer wieder hunderte Unterkünfte beschädigt oder zerstört. In der Monsunzeit ist dies jedes Jahr eine große Gefahr. UNHCR-Mitarbeiter*innen und speziell ausgebildete Flüchtlinge arbeiten dann rund um die Uhr, um gefährdete Flüchtlingsfamilien in Sicherheit zu bringen. Zugleich werden Hilfspakete verteilt, die dabei helfen sollen, beschädigte Häuser zu reparieren. Sie enthalten Seile, Plastikplanen, Wassereimer, Decken, Schlafmatten und Hygieneartikel.
Herausforderung für Umwelt und Natur
Der Zustrom von Flüchtlingen nach Bangladesch brachte auch viele ökologische Herausforderungen mit sich. Das einst stark bewaldete Cox's Bazar hat im Laufe der Jahre unter der Abholzung der Wälder gelitten, da die Bevölkerung Holz für Bau- und Kochzwecke geschlagen hat.
Studien zeigen, dass die bewaldete Fläche seit den 1990er-Jahren um etwa 40 Prozent zurückgegangen ist. Mit der Ankunft von Hunderttausenden von Flüchtlingen, die vor der Gewalt in Myanmar fliehen, hat die Abholzung weiter zugenommen. Um dem entgegenzuwirken, verteilt das UNHCR seit August 2018 einen alternativen Brennstoff - Flüssiggas (LPG) - und verbesserte Kochherde, sodass die Flüchtlinge kein Brennholz mehr aus dem nahe gelegenen Wald sammeln müssen.
Beim Bau von Unterkünften passen sich die Geflüchteten sowie der UNHCR der Umgebung soweit wie möglich an. So werden in Kutupalong unter anderem Hütten aus heimischem Bambus gefertigt und mit UNHCR-Plastikplanen verstärkt.
Um eine nachhaltige Versorgungskette des viel genutzten Bambus aufzubauen, plant der UNHCR und seine Partnerorganisationen das Aussähen mehrerer Tausend Bambussetzlingen in Kombination mit anderen Pflanzenarten wie Vetiver Gras. Das langwurzelige Süßgras wird gepflanzt, um den Boden und die Hänge zu stabilisieren und die Wassermassen während der Monsunzeiten zu lenken. So sollen Überschwemmung und Zerstörung des Lagers vermieden werden.
Das Pflanzen der Setzlinge wird zudem genutzt, um ein größeres Umweltbewusstsein zu verbreiten und die Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaft näher zu bringen. Im Rahmen des Weltumwelttages wurden Setzlinge an 100 Kinder aus umliegenden Gemeinden Setzlinge geschenkt, die sie dann in ihnen Umgebung pflanzen sollten.
Meine Kinder freuen sich immer riesig, wenn sie das Gemüse sehen. Es erinnert uns an unsere Farm zu Hause. Dieses Gemüse schmeckt wirklich gut, so muss ich nichts auf dem Markt kaufen.
Sahera floh vor Gewalt und Verfolgung der Rohingya 2017 nach Kutupalong. Dort gab es für die Bäuerin nur wenig Platz, um etwas anzubauen. Der UNHCR half zusammen mit einer lokalen Organisation, damit Frauen wie Sahera eigenes Gemüse anpflanzen können.
Die Not ist riesig: Weitere Hilfe wird dringend benötigt
Das internationale Hilfsprogramm für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch benötigt dringend finanzielle Unterstützung. Für 2024 hat der UNHCR die Hilfe für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch mit 275 Millionen US-Dollar beziffert. Davon waren bis Juli nur 41 Prozent finanziert. Um die Flüchtlinge weiterhin versorgen zu können und vor weiterem Schaden durch Regen, Überschwemmungen und Krankheiten zu schützen, werden dringend weitere Gelder benötigt.
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