Eine Million Rohingya suchen Zuflucht in Bangladesch
(Stand: Juli 2025)
Über 1,1 Millionen Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar leben derzeit in Bangladesch, wobei ein Großteil von ihnen (etwa 700.000 Menschen) nach den brutalen Gewaltausbrüchen im Bundesstaat Rakhine im August 2017 floh. In Myanmar sind die Rohingya einer systematischen Verfolgung ausgesetzt, bei der viele um ihr Leben fürchten mussten. Die meisten dieser Flüchtlinge fanden in den überfüllten Lagern Kutupalong und Nayapara in der Region Cox's Bazar im Südosten Bangladeschs Schutz.
150.000 Neuankömmlinge in den letzten 18 Monaten
Trotz des Friedensprozesses und internationalen Bemühungen, die Situation in Myanmar zu stabilisieren, herrscht im Bundesstaat Rakhine weiterhin schwere Gewalt. Der bewaffnete Konflikt, verbunden mit der systematischen Verfolgung der Rohingya-Minderheit, hat in den letzten 18 Monaten etwa 150.000 weitere Flüchtlinge zur Flucht in die Region Cox’s Bazar gezwungen – der größte Zustrom seit 2017.
Fehlende Gelder gefährden Hilfsmaßnahmen
Der UNHCR die Rohingya-Flüchtlinge seit 2017 mit Lebensmitteln, medizinischer Versorgung, Schutzmaßnahmen und Bildung unterstützt. In den letzten 18 Monaten wurden bereits 121.000 der neu angekommenen Flüchtlinge biometrisch erfasst, um ihnen Zugang zu notwendigen Hilfsleistungen zu ermöglichen. Diese Maßnahmen sind jedoch nur durch finanzielle Mittel möglich, die leider zunehmend knapp werden.
Die humanitäre Hilfe steht vor großen Herausforderungen
Aufgrund eines dramatischen Finanzierungsdefizits drohen wichtige Versorgungsgüter wie Brennstoff für das Kochen und Medikamente auszugehen. Auch die Schulbildung von rund 230.000 Kindern – darunter 63.000 Neuankömmlingen – ist akut gefährdet. Ohne ausreichende Mittel wird die Gesundheitsversorgung bis September stark beeinträchtigt und die Nahrungsmittelhilfe läuft voraussichtlich im Dezember aus.
Angesichts der verschärften humanitären Lage und der zusätzlichen Belastungen durch das Erdbeben im März 2025 werden Spenden dringend benötigt, um die Versorgung der Flüchtlinge zu sichern und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder
Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch
der Flüchtlinge brauchen besondere Unterstützung (Schwangere, Alleinerziehende oder Menschen mit Behinderung)
Möglichkeiten und Grenzen für Flüchtlinge in Bangladesch
Obwohl Bangladesch weder die Genfer Flüchtlingskonvention noch das dazugehörige Protokoll von 1967 unterzeichnet hat, bietet es seit Jahrzehnten einer großen Zahl von Rohingya-Flüchtlingen aus Myanmar Schutz und Zuflucht. Das Fehlen eines nationalen Rechtsrahmens für Asyl bedeutet jedoch, dass Flüchtlinge und Asylsuchende keinen legalen Aufenthaltsstatus haben, wodurch sie einem erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt sind.
Die primäre Lösung für die bengalische Regierung liegt in der freiwilligen Rückführung von Rohingya-Flüchtlingen. Das politische Verhalten betont den vorübergehenden Charakter der Anwesenheit der Rohingya-Flüchtlinge und beschränkt damit die Flüchtlingshilfe auf kurzfristige humanitäre Hilfe.
Durch die fehlende legale Anerkennung ist es Flüchtlingen nicht möglich, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen oder Zugang zu Bildung zu erhalten. Diese prekäre Situation veranlasst manche, sich für die gefährliche Weiterreise auf dem Seeweg zu entscheiden.
Kutupalong: Die größte Flüchtlingssiedlung weltweit
Durch die hohe Anzahl von Geflüchteten ist im Distrikt Cox's Basar eine Ansiedlung von Flüchtlingsunterkünften entstanden, die in ihrer Ausbreitung ihres Gleichen sucht. Kutupalong ist mittlerweile mit über 900.000 Bewohner*innen das größte Flüchtlingslager der Welt.
Leben in den überfüllten Flüchtlingslagern
Die Situation in den Flüchtlingslagern von Cox's Bazar ist äußerst angespannt. Auf einer Fläche von nur 24 Quadratkilometern leben rund 1,1 Millionen Menschen – mehr als 70 % der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. Diese extrem hohe Bevölkerungsdichte verschärft nicht nur die ohnehin prekären Lebensbedingungen, sondern sorgt auch für einen enormen Druck auf die Infrastruktur und die Versorgungslage. Besonders die Schwächsten, wie Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Alleinerziehende und unbegleitete Kinder, sind von der schwierigen Situation betroffen.
Katastrophenvorsorge und Klimaresilienz
Die Rohingya-Flüchtlingslager in Bangladesch befinden sich in einer Region, die stark von klimabedingten Naturkatastrophen bedroht ist. Besonders während der Monsunzeit sind Überschwemmungen, Erdrutsche und Stürme eine akute Gefahr. Der UNHCR verfolgt eine umfassende Katastrophenvorsorgestrategie, die auf Prävention, Schadensbegrenzung, Anpassung und Reaktion basiert. Dazu zählen Schulungen für Flüchtlinge und lokale Gemeinschaften, ein klimaangepasstes Standortmanagement sowie der Schutz der Umwelt. Um der massiven Abholzung entgegenzuwirken, verteilt der UNHCR Flüssiggas und fördert das Pflanzen von Bambus und Vetiver-Gras, um die Natur zu stabilisieren und Überschwemmungen einzudämmen.

Kritische Hygienesituation
Die sanitäre Versorgung in den überfüllten Lagern ist unzureichend. Viele Menschen teilen sich eine einzige Latrine oder Badeeinrichtung – im Durchschnitt 38 Personen pro Anlage. Besonders Frauen und Mädchen fehlt es an geschützten, sicheren Räumen für ihre hygienischen Bedürfnisse. Aus Mangel an Alternativen entstehen improvisierte Latrinen in den Unterkünften, was zu einer Verunreinigung des Umfelds mit Krankheitserregern führt. Der UNHCR arbeitet an langfristigen Lösungen, setzt WASH-Expert*innen ein und stärkt die lokale Infrastruktur, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Humanitäre Herausforderungen im Alltag
Die Lebensbedingungen in den Rohingya-Camps bleiben äußerst schwierig. Die provisorischen Unterkünfte bieten kaum Schutz vor extremem Wetter, und die Versorgungslage ist angespannt. Während der Monsunmonate müssen jedes Jahr erneut Familien evakuiert und ihre beschädigten Unterkünfte notdürftig repariert werden. Hilfspakete mit Planen, Seilen, Matten, Decken und Hygieneartikeln sollen das Schlimmste abfedern. Doch angesichts der Größe und Dauerhaftigkeit der Krise bleibt der Bedarf an humanitärer Hilfe hoch – insbesondere in Hinblick auf Unterbringung, Schutz, Gesundheit und Ernährung.

Meine Kinder freuen sich immer riesig, wenn sie das Gemüse sehen. Es erinnert uns an unsere Farm zu Hause. Dieses Gemüse schmeckt wirklich gut, so muss ich nichts auf dem Markt kaufen.
Sahera floh vor Gewalt und Verfolgung der Rohingya 2017 nach Kutupalong. Dort gab es für die Bäuerin nur wenig Platz, um etwas anzubauen. Der UNHCR half zusammen mit einer lokalen Organisation, damit Frauen wie Sahera eigenes Gemüse anpflanzen können.
Die Not ist riesig: Weitere Hilfe wird dringend benötigt
Das internationale Hilfsprogramm für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch benötigt dringend finanzielle Unterstützung. Für 2025 hat der UNHCR die Hilfe für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch mit 255,5 Millionen US-Dollar beziffert. Davon waren bis Ende Mai nur 33 Prozent finanziert. Um die Flüchtlinge weiterhin versorgen zu können und vor weiterem Schaden in der Monsunzeit durch Regen, Überschwemmungen und Krankheiten zu schützen, werden dringend weitere Gelder benötigt.

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