Flüchtlingshilfe in Bangladesch
Stand: 6.3.2023
Rund 950.000 Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar leben derzeit in Bangladesch. Ein Großteil von ihnen (etwa 700.000 Menschen) floh im August 2017 dorthin: Nachdem es im Bundesstaat Rakhine in Myanmar zu brutalen Gewaltausbrüchen kam, muss die Minderheit der Rohingya um ihr Leben fürchten. Die meisten der Flüchtlinge haben in den Flüchtlingslagern Kutupalong und Nayapara im Südosten Bangladeschs Schutz gefunden.

Die Monsunzeit vervielfacht die Not der Rohingya-Flüchtlinge. Dies ist ein weiterer Notfall innerhalb der Notlage der Rohingya-Flüchtlinge, die in Cox’s Bazar leben. Der Bedarf bleibt immens, während die Hilfsprogramme kritisch unterfinanziert sind. Die Auswirkungen der Ukraine-Krise spitzen die dramatische Lage weiter zu: Durch die weltweite Nahrungsmittelknappheit und Preisanstiege wird die Gefährdung der ohnehin schon vulnerablen Personen noch größer. Und auch die Finanzierungslücke wächst: Im Mai 2022 sind nur 26 Prozent der insgesamt benötigten 285 Millionen US Dollar für die Hilfsoperationen für Flüchtlinge in Bangladesch gedeckt.
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Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch
der Flüchtlinge sind Frauen und Mädchen
pro funktionierenden Wasserhahn
Möglichkeiten und Grenzen für Flüchtlinge in Bangladesch
Obwohl Bangladesch weder die Genfer Flüchtlingskonvention noch das dazugehörige Protokoll von 1967 unterzeichnet hat, bietet es seit Jahrzehnten einer großen Zahl von Rohingya-Flüchtlingen aus Myanmar Schutz und Zuflucht. Das Fehlen eines nationalen Rechtsrahmens für Asyl bedeutet jedoch, dass Flüchtlinge und Asylsuchende keinen legalen Aufenthaltsstatus haben, wodurch sie einem erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt sind.
Die primäre Lösung für die bengalische Regierung liegt in der freiwilligen Rückführung von Rohingya-Flüchtlingen. Das politische Verhalten betont den vorübergehenden Charakter der Anwesenheit der Rohingya-Flüchtlinge und beschränkt damit die Flüchtlingshilfe auf kurzfristige humanitäre Hilfe.
Durch die fehlende legale Anerkennung ist es Flüchtlingen nicht möglich, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen oder Zugang zu Bildung zu erhalten. Diese prekäre Situation veranlasst mache, gefährliche Weiterreisen auf dem Seeweg zu unternehmen oder sich anderen negativen Bewältigungsmechanismen zuzuwenden.
Kutupalong: Die größte Flüchtlingssiedlung weltweit
Durch die hohe Anzahl von Geflüchteten ist im Distrikt Cox's Basar eine Ansiedlung von Flüchtlingsunterkünften entstanden, die in ihrer Ausbreitung ihres Gleichen sucht. Kutupalong ist mittlerweile mit über 635.000 Bewohner*innen das größte Flüchtlingslager der Welt. Zum Vergleich: Dies entspricht mehr als der Einwohnerzahl von Düsseldorf.
Viele der ersten Notunterkünfte entstanden 2017 über Nacht und gaben Anlass zu Besorgnis: es mangelte an ausreichend Schutz, an angemessener Wasserversorgung sowie Zugang zu sanitären Einrichtungen. Die prekären Unterkünfte stellen insbesondere für Frauen und Mädchen ein starkes Sicherheitsrisiko dar. 52 Prozent der im Distrikt Cox’s Basar lebenden Flüchtlinge sind weiblich. Daher gehört die Instandsetzung und Instandhaltung von Unterkünften zu den Schwerpunkten der UNHCR-Hilfe.
Katastrophenvorsorge und -bewältigung
Die Rohingya-Flüchtlingslager und die Gebiete, in denen sie untergebracht sind, befinden sich in einem der am stärksten von wetterbedingten Gefahren bedrohten Länder in der Region Asien und Pazifik. Sie sind extrem anfällig für Brände, Wirbelstürme und Monsunregen. Der UNHCR hat eine zuverlässige Strategie entwickelt, die auf vier Säulen beruht: Prävention, Schadensbegrenzung, Anpassung und Reaktion. Es handelt sich dabei um eine bereichsübergreifende Maßnahme, zu der ein umfassender Klimaaktionsplan, die Planung des Standortmanagements und Schulungen zum Kapazitätsaufbau für Flüchtlinge und lokale Gemeinschaften gehören.
Kritische Hygienesituation in den Siedlungen
Die unzureichende Anzahl der sanitären Einrichtungen in den Lagern ist ein großes Problem. Die Nutzung von funktionalen Badebereichen liegt mit durchschnittlich 38 Personen pro Einrichtung deutlich über dem Zielwert. Besonders Frauen und Mädchen leiden darunter. Sie berichten, dass sich ihnen keine Möglichkeit bietet, die Badestellen und Latrinen geschützt zu nutzen. Dies führt dazu, dass vermehrt Ad-hoc-Badebereiche und Latrinen in den Unterkünften entstehen, was zu einer Verunreinigung mit Kolibakterien führt. Durch den großen und weiter wachsenden Bedarf und Bestand an Latrinen ist eine regelmäßige Beseitigung des Klärschlamms erforderlich. Dies führt zu Gesundheitsrisiken und höheren Kosten, da der Schlamm abgepumpt, transportiert und besonders aufbereitet werden muss.
Der UNHCR arbeitet an langfristigen Sanitärlösungen und dem nachhaltigen Betrieb von Sanitäreinrichtungen. Dafür werden unter anderem WASH-Expert*innen vor Ort eingesetzt, um ein funktionierendes System aufzubauen.
Starker Monsunregen führt zu Überschwemmungen
Kutupalong liegt in einer für Naturkatastrophen anfälligen Region. Von Mai bis Oktober ist das Flüchtlingslager von extremen Regenfällen bedroht. Die Flüchtlinge leben in einfachsten Bambushütten, die kaum vor den heftigen Regenfällen Schutz bieten können.
Erdrutsche, Überschwemmungen und Stürme haben in den letzten Jahren immer wieder hunderte Unterkünfte beschädigt oder zerstört. In der Monsunzeit ist dies jedes Jahr eine große Gefahr. UNHCR-Mitarbeiter*innen und speziell ausgebildete Flüchtlinge arbeiten dann rund um die Uhr, um gefährdete Flüchtlingsfamilien in Sicherheit zu bringen. Zugleich werden Hilfspakete verteilt, die dabei helfen sollen, beschädigte Häuser zu reparieren. Sie enthalten Seile, Plastikplanen, Wassereimer, Decken, Schlafmatten und Hygieneartikel.

Herausforderung für Umwelt und Natur
Der Zustrom von Flüchtlingen nach Bangladesch brachte auch viele ökologische Herausforderungen mit sich. Das einst stark bewaldete Cox's Bazar hat im Laufe der Jahre unter der Abholzung der Wälder gelitten, da die Bevölkerung Holz für Bau- und Kochzwecke geschlagen hat.
Studien zeigen, dass die bewaldete Fläche seit den 1990er-Jahren um etwa 40 Prozent zurückgegangen ist. Mit der Ankunft von Hunderttausenden von Flüchtlingen, die vor der Gewalt in Myanmar fliehen, hat die Abholzung weiter zugenommen. Um dem entgegenzuwirken, verteilt das UNHCR seit August 2018 einen alternativen Brennstoff - Flüssiggas (LPG) - und verbesserte Kochherde, sodass die Flüchtlinge kein Brennholz mehr aus dem nahe gelegenen Wald sammeln müssen.
Beim Bau von Unterkünften passen sich die Geflüchteten sowie der UNHCR der Umgebung soweit wie möglich an. So werden in Kutupalong unter anderem Hütten aus heimischem Bambus gefertigt und mit UNHCR-Plastikplanen verstärkt.
Um eine nachhaltige Versorgungskette des viel genutzten Bambus aufzubauen, plant der UNHCR und seine Partnerorganisationen das Aussähen mehrerer Tausend Bambussetzlingen in Kombination mit anderen Pflanzenarten wie Vetiver Gras. Das langwurzelige Süßgras wird gepflanzt, um den Boden und die Hänge zu stabilisieren und die Wassermassen während der Monsunzeiten zu lenken. So sollen Überschwemmung und Zerstörung des Lagers vermieden werden.
Das Pflanzen der Setzlinge wird zudem genutzt, um ein größeres Umweltbewusstsein zu verbreiten und die Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaft näher zu bringen. Im Rahmen des Weltumwelttages wurden Setzlinge an 100 Kinder aus umliegenden Gemeinden Setzlinge geschenkt, die sie dann in ihnen Umgebung pflanzen sollten.

Meine Kinder freuen sich immer riesig, wenn sie das Gemüse sehen. Es erinnert uns an unsere Farm zu Hause. Dieses Gemüse schmeckt wirklich gut, so muss ich nichts auf dem Markt kaufen.
Sahera floh vor Gewalt und Verfolgung der Rohingya 2017 nach Kutupalong. Dort gab es für die Bäuerin nur wenig Platz, um etwas anzubauen. Der UNHCR half zusammen mit einer lokalen Organisation, damit Frauen wie Sahera eigenes Gemüse anpflanzen können.
So konnten wir bisher helfen
Seit 2018 bis heute hat die UNO-Flüchtlingshilfe die UNHCR-Hilfsprogramme für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch mit fast 4,6 Millionen Euro Spendengeldern unterstützt. Mit dieser Unterstützung konnten zum Beispiel diese Maßnahmen umgesetzt werden:
- COVID-Prävention und Behandlung: Mit seinen Partnern unterstützt der UNHCR proaktiv Maßnahmen zum Schutz und Behandlung von Covid-19, indem Informations- und Aufklärungskampagnen (Radio/Workshops o.Ä.) zu COVID-19 durchgeführt werden. Alleine im letzen Jahr wurden mehr als 125.000 Waschstationen errichtet. Mehr als eine halbe Millionen Haushalte/Unterkünfte wurden im Juni 2021 mit medizinischer Versorgung erreicht, ingesamt mehr als 1,1 Mio Menschen. Über 60.000 Haushalte erhielten diesen Mai Bade- und Wäscheseife und fast 30.000 Hygienesets für Frauen wurden verteilt.
- Infrastruktur: Der UNHCR unterstützt mit vorbereitenden Schutzmaßnahmen von Untergrund und Wegen sowie Straßenausbesserungen. Alleine im Juni 2021 wurden mehr als 11.000 Haushalte mit schützendem Bambus versorgt, um Monsunschäden zu reparieren. Der UNHCR betreibt aktive Krisen- und Katastrophenhilfe und -Vorbereitung: In 2020 wurden ca. 25.000 Unterkünfte repariert, Nothilfelager werden an strategisch wichtigen Punkten vor Ort eingerichtet, Infrastruktur unterstützt und vor allem Volunteers vor Ort zu Ersthelfer*innen ausgebildet.
- Umweltschutz: Der UNHCR verteilt alternative Gasöfen, die Wärme spenden und die Abhängigkeit von Holz verringern. Alleine diesen Juni wurden die Öfen von fast 70.000 Haushalten nachgefüllt. Auch mehr als 12.000 Gemeinschaftsunterkünte wurden erreicht. Der UNHCR unterstützt auch lokale Farmer und Bauern, die dank der Unterstützung mit nachhaltigen Preisen ihren Lebensunterhalt bestreiten können und zum Beispiel eigenes Gemüse verkaufen können. Und der UNHCR hat mit seinen Partnern schon mehr als 500 Hektar Land wieder mit Bäumen bepflanzt.


Die Not ist riesig: Weitere Hilfe wird dringend benötigt
Das internationale Hilfsprogramm für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch benötigt dringend finanzielle Unterstützung. Für 2023 hat der UNHCR die Hilfe für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch mit 183 Millionen US-Dollar beziffert. Um die Flüchtlinge weiterhin versorgen zu können und vor weiterem Schaden durch Regen, Überschwemmungen und Krankheiten zu schützen, werden dringend weitere Gelder benötigt.
Von der Unterfinanzierung stark betroffene Hilfsmaßnahmen
44 Millionen US Dollar
Gesundheit
Eine von sechs Personen, die im Rahmen eines gemeinschaftlich verwalteten Unterernährungsprogramms angesprochen werden, kann nicht berücksichtigt werden, und eine von acht Personen, die psychosoziale Hilfe erhalten sollen, wird diese nicht bekommen können.
54 Millionen US Dollar
Dauerhafte Unterbringung
Die Hälfte der geplanten Straßen und ein Drittel der Entwässerungssysteme können nicht gebaut werden; außerdem wird nur die Hälfte der reparaturbedürftigen Flüchtlingsunterkünfte instandgesetzt. Angesichts des weltweiten Preisanstiegs und der Verknappung von Flüssiggas werden die Flüchtlinge gezwungen sein, sich wieder auf Brennholz zu stützen. Dies wird zur Abholzung der Wälder führen und das Risiko für Frauen und Mädchen erhöhen, Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt zu werden.
35 Millionen US Dollar
Sauberes Wasser und Hygiene
Der UNHCR wird gezwungen sein, die Zahl der Latrinen, die für die Flüchtlin gegebaut werden sollen, um mehr als ein Drittel und die Zahl der Badeeinrichtungen um mehr als die Hälfte zu reduzieren.

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