Ukrainische Flüchtlinge in Deutschland

Die Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland", die unter Anderem vom BAMF veröffentlicht wurde, zeigt ein eindrückliches Bild der Lebenssituationen von Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen mussten.

Mit 80% der erwachsenen Geflüchteten stellen Frauen die überwiegende Mehrheit dar. Sehr häufig sind diese Frauen durch den Krieg von ihren Partnern getrennt worden und mussten alleine die Fluchtroute antreten. Gut die Hälfte der Frauen sind zudem mit minderjährigen Kindern nach Deutschland geflohen.

Auffällig ist überdies, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine ein hohes Bildungsniveau vorweisen: 72% besitzen einen Hochschulabschluss. Zum Befragungszeitpunkt haben jedoch nur 4% gute Deutschkenntnisse, wobei die Hälfte bereits einen Deutschkurs besucht.

Obwohl die Flüchtlinge ihren Gesundheitszustand überwiegend als gut einschätzen, wirken sich die traumatischen Erfahrungen mit dem Krieg auf die psychische Gesundheit sowie die Lebenszufriedenheit der Erwachsenen und Kinder aus, wie die Studie zeigt.

Es wird deutlich, dass die Entscheidungen von ukrainischen Flüchtlingen, in Deutschland zu bleiben, von den unsicheren Kriegsbedingungen und rechtlichen Rahmenbedingungen beeinflusst werden. 37% möchten für immer oder länger in Deutschland bleiben, 34% bis zum Kriegsende, 27% sind unschlüssig und nur 2% planen innerhalb eines Jahres in die Ukraine zurückzukehren.

Die Flüchtlinge aus der Ukraine fliehen vor Krieg und Gewalt und stammen überwiegend aus den besonders vom Krieg betroffenen Gebieten. Als mit Abstand wichtigstes Motiv für die Wahl Deutschlands als Zielland nennen die Flüchtlinge Familienangehörige, Freunde und Bekannte, die bereits hier leben. Die Achtung der Menschenrechte, das Wohlfahrts- und Bildungssystem, die Willkommenskultur sowie die wirtschaftliche Lage Deutschlands sind weitere Motive.

Fast drei Viertel aller Flüchtlinge aus der Ukraine wohnen in privaten Wohnungen und Häusern. Von ihnen leben rund 25 Prozent zusammen mit Angehörigen oder Freund*innen, die bereits in Deutschland waren. 17 Prozent der Geflüchteten wohnen in Hotels oder Pensionen. Lediglich 9 Prozent in Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge.

Flüchtlinge aus der Ukraine können ohne Visum nach Deutschland einreisen und sich hier für 90 Tage aufhalten. Anschließend können sie bei der Ausländerbehörde eine Verlängerung ihres Aufenthalts für weitere 90 Tage beantragen. Die "Richtlinie zum vorübergehenden Schutz" der EU, die am 4. März 2022 in Kraft getreten ist, besagt, dass ukrainische Flüchtlinge in allen EU-Ländern einen schnelleren Aufenthaltsstatus bekommen, anstatt ein normales Asylverfahren durchlaufen zu müssen. Dieser vorübergehende Schutz gilt zunächst für ein Jahr und kann sich anschließend zweimal automatisch um jeweils sechs Monate verlängern. Der Rat kann diesen Status noch einmal um ein weiteres Jahr, auf maximal drei Jahre, verlängern.