Kinder auf Weg durch Dorf
© UNHCR/Ruben Salgado Escudero

Kolumbien

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[Stand: 17.07.2023]

Gewaltsame Konflikte bedrohen die Bevölkerung

Kolumbien ist durch anhaltende Konflikte zwischen bewaffneten Gruppen geprägt, die um Land und Ressourcen kämpfen und viele Menschen zur Flucht zwingen.

Im November 2016 trat ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC - Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) in Kraft, das die Konflikte beenden sollte. Die ehemalige Guerillagruppe hat ihre Waffen seitdem offiziell niedergelegt.

Doch aus der Umsetzung des Abkommens folgen auch neue Probleme. Das Machtvakuum, das durch die Demobilisierung der FARC entstanden ist, hat zu territorialen Streitigkeiten zwischen neuen und bestehenden bewaffneten Gruppen geführt. Diese Konflikte destabilisieren die bereits unsichere Situation weiterhin, was zu weiterer Vertreibung führt.

Der UNHCR stellt unter anderem einen Anstieg von Gewalttaten und Morden fest, die sich hauptsächlich gegen afro-kolumbianischen sowie indigenen Gemeinden und gegen Menschenrechtsaktivist*innen richten. Zudem besteht die Gefahr von Zwangsrekrutierungen und sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt.

Ohwohl Kolumbiens neuer Präsident nach 60 Jahren bewaffneten Konflikts eine Weg zum Frieden mit Venezuela schaffen möchte, hadert das Land weiterhin mit zahlreichen Vertreibungskrisen.

1,6
Millionen

Aufenthaltsgenehmigungen für Flüchtlinge aus Venezuela

6,8
Millionen

Binnenvertriebene

90
Tausend

Asylanträge von Menschen aus Kolumbien

Millionen Menschen auf der Flucht

Mit über 2,5 Millionen Flüchtlingen ist Kolumbien hinter der Türkei und der Islamischen Republik Iran das Land mit den drittmeisten Flüchtlingen weltweit.

Seit 2015 ist Kolumbien zudem eines der Länder mit den meisten Binnenvertriebenen. Ende 2022 waren es 6,8 Millionen, die im eigenen Land auf der Flucht waren und Unterstützung brauchten. Im Jahr 2022 haben außerdem über 90.000 kolumbianische Flüchtlinge außerhalb des Landes Asyl beantragt.

Aufgrund von fehlendem Zugang zu Bildung und Arbeit haben viele Menschen in Kolumbien Probleme, ihre Existenzgrundlage zu sichern und sehen sich mit fehlenden Zukunftsperspektiven konfrontiert. Kriminelle Gruppen nutzen diese ausweglosen Situationen aus, um neue Mitglieder*innen zu rekrutieren.

Zwischen 21 und 28% der Vertriebenen in Kolumbien sind Kinder.

Zwar verfügt das Land über einen soliden Rechts- und Schutzrahmen, allerdings gibt es bei dessen Umsetzung noch Probleme, denn die Prozesse und Maßnahmen zur Reintegration kolumbischer Rückkehrer*innen dauern teils lange. Zudem ist das Verfahren zur Bestimmung des Flüchtlingsstatus komplex.

Wir haben in Angst gelebt. Also suchten wir nach einem Ausweg, um ein ruhiges Leben leben zu können und noch mehr Tote zu vermeiden.

Alba Pinto steht glücklich vor ihrem Haus in Nueva Esperanza. Alba verlor ihren Mann und drei Kinder in bewaffneten Konflikten bevor sie floh. Mit Hilfe des UNHCR wurde die früher illegal Siedlung der Binnenvertriebenen, in der Alba ihr Haus und einen kleinen Laden hat, nun offiziell anerkannt. Alba hofft nun auf den Beginn eines friedlichen Lebens.

Krise in Venezuela belastet Kolumbien

Kolumbien ist am stärksten von der Krise in Venezuela betroffen. Aufgrund von großer sozioökonomischer Unsicherheit sowie regelmäßigen Gewaltausbrüchen im Nachbarland, nimmt Kolumbien eine große Anzahl venezolanischer Flüchtlinge auf. Im Dezember 2021 waren es über 2,3 Millionen. Außerdem nutzten Hunderttausende Venezolaner*innen Kolumbien als Transitland, um nach Ecuador oder in andere südlicher gelegene Länder zu kommen.

Kolumbien zeigt sich sehr gastfreundlich gegenüber den Schutzsuchenden und ermöglicht den Flüchtlingen weiterhin den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen. Dies ist mit erheblichen Kosten verbunden. Die Kapazitäten zum Schutz der Vertriebenen im Land sinken. Zudem ist das Asylsystem überlastet, sodass es bisher nur einer begrenzten Zahl von Venezolaner*innen Schutz bot. Durch Regelungen wie die Sonderaufenthaltsgenehmigung können jedoch trotzdem viele einen regulären Status, sowie Zugang zu Arbeit, Bildung und zum Gesundheitssystem, erhalten.

Auf ihrem Weg nach Kolumbien sind Flüchtlinge und Migrant*innen aus Venezuela besonderen Gefahren, aufgrund von verschiedenen bewaffneten Gruppen im Grenzgebiet, ausgesetzt. Menschen auf der Flucht sind besonders von Gewalt, Diebstahl, sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt und Menschenhandel bedroht.

Informationen zur Situation in Venezuela
 

Was macht der UNHCR vor Ort?

Der UNHCR...

  • ... hilft der Regierung bei der Registrierung der Flüchtlinge und achtet darauf, dass sie Zugang zu ausreichend Informationen erhalten und ein geordnetes Asylverfahren durchlaufen können. In den Grenzgebieten sind besonders viele Helfer*innen aktiv, die die Ankommenden mit Hilfsgütern wie Lebensmitteln und Wasser versorgen, sowie rechtliche Beratung zur Verfügung stellen.
  • ... leistet Unterstützung bei der Unterbringung der neu ankommenden Flüchtlinge und Rückkehrer sowie bei der anschließenden sozioökonomischen Integration in die Aufnahmegemeinschaft.
  • ... bietet rechtliche Beratung für Binnenvertriebene und die Aufnahmegemeinden an.
  • ... verbessert die öffentliche Infrastruktur, damit die Kapazitäten vor allem im Bildungs- und Gesundheitswesen der steigenden Belastung standhalten.
  • ... verstärkt Anlaufstellen für Kinderschutz und die Prävention sowie Reaktion auf sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt.

Unterfinanzierung

Um die Hilfe für die Menschen in Kolumbien finanzieren zu können, benötigt der UNHCR 122 Millionen US Dollar. Dabei ist die Hilfe chronisch unterfinanziert. Bis Juni 2023 konnten jedoch nur 33 Prozent der finanziellen Mittel gedeckt werden. Hierdurch kommt es zu Kürzungen der Hilfsmaßnahmen in verschiedenen Bereichen wie Schutz (auch vor geschlechterbasierter Gewalt), Unterkunft und Bargeldhilfen.

Von der Unterfinanzierung stark betroffene Hilfsmaßnahmen

Wohlbefinden und Schutz

Weniger Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt und gefährdete Kinder werden rechtzeitig auf lebenswichtige Schutzdienste zurückgreifen können. Zu den vielen Bereichen, in denen Kürzungen vorgenommen werden z. B. psychosoziale Unterstützung und der Zugang zu Unterkünften.

Status Annerkennung

Eine Unterfinanzierung bedeutet,  dass Hunderttausende von Vertriebenen und Staatenlosen nicht erfasst werden können und ihnen der Erhalt von offiziellen Dokumentationen für den vorläufigen Schutz, die Anerkennung als Staatenlosigkeit und das Asylverfahren verweigert wird.

Zugang zur Registrierung und Dokumentation

Der UNHCR wird seine Kapazitäten zur Gewährleistung des Flüchtlingsschutzes, insbesondere in den Grenzgebieten, reduzieren müssen, was den Zugang zum Land erheblich beeinträchtigen wird.

Kolumbien

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