Türkei

Flüchtlinge in der Türkei

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Zunehmende Herausforderungen für das größte Flüchtlings-Aufnahmeland

Seit mehreren Jahren bleibt die Türkei das Land, das mit am meisten Flüchtlinge weltweit aufgenommen hat. Das Land sieht sich im Laufe der letzten Jahren vor immer weiter wachsenden Herausforderung gestellt.

Mitte 2023 lebten in der Türkei 3,7 Millionen Flüchtlinge und Asylsuchende, davon kommt ein Großteil der Flüchtlinge und Asylsuchenden (3,4 Mio) aus Syrien. Über 300.000 Flüchtlinge und Asylsuchende sind anderer Nationalitäten, hauptsächlich aus Afghanistan, dem Irak und dem Iran. Die hohe Flüchtlingszahl bedeutet zunehmend eine Belastung der Ressourcen und der Infrastruktur in der Türkei.

Informationen zur Situation in Syrien

9,3
Prozent

der weltweit vertriebenen Flüchtlinge leben in der Türkei

3,4
Millionen

Flüchtlinge leben in der Türkei

99
Prozent

der Flüchtlinge leben nicht in Flüchtlingslagern

Nach verheerendem Erdbeben: Syrien und Türkei kämpfen mit schweren Folgen

Am 6. Februar 2023 ereigneten sich im Südosten der Türkei, in der Provinz Kahramanmaras, zwei starke Erdbeben der Stärke 7,7 und 7,5. Die Erdbeben forderten Tausende von Menschenleben und verursachten unzählige Zerstörungen an Häusern und Infrastruktur in der gesamten Region. Durch die Zerstörungen in der Türkei wurden 3,3 Millionen Menschen vertrieben und 2,3 Millionen obdachlos. Als Ausgleich müssen laut UNDP 650.000 neue Wohnungen gebaut werden.

Um den Bedürfnissen der von den Erdbeben betroffenen Bevölkerung gerecht zu werden, unterstützt der UNHCR die Kapazitäten der lokalen und nationalen Behörden. Bis August 2023 lieferte der UNHCR 2,9 Millionen grundlegende Hilfsgüter wie Hygieneartikel, Decken und Schlafsäcke sowie Küchensets in die Region.

Wie sind die Bedingungen für Flüchtlinge in der Türkei?

In der Türkei leben über 99 Prozent der Flüchtlinge in Städten oder ländlichen Gebieten zusammen mit der dortigen Bevölkerung und nicht in Flüchtlingslagern. Das hat viele positive Effekte: so können Vorurteile abgebaut werden, die Integration wird gefördert.

Die größte Herausforderung bleibt die Verfügbarkeit von Ressourcen und Dienstleistungen für Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften. Flüchtlinge und Asylsuchende haben laut türkischem Gesetz das Recht auf Bildung, Gesundheitsversorgung und Zugang zu anderen sozialen Diensten. In einer Umfrage gaben ein Viertel der Flüchtlinge jedoch an, dass ihre Kinder nicht in die Schule gingen. 90 Prozent der Befragten gaben zudem an, ihre Grundbedürfnisse wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht decken zu können.

Seit 2016 ist es Flüchtlingen in der Türkei erlaubt, einer legalen Beschäftigung nachzugehen, wenn sie eine Arbeitserlaubnis beantragen. Flüchtlinge sehen sich mit hohen Mieten und einem begrenzten Zugang zu Bildung, Arbeit und Gesundheitseinrichtungen konfrontiert. Gleichzeitig nehmen die Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung zu.

Aktuell erschwert die wirtschaftliche Lage im Land und die damit verbundenen steigenden Preise für die Unterbringung, wie beispielsweise der Anstieg der Mieten, die Lage für Geflüchtete. Die Anzahl der Projekte, die die Unterbringung von Flüchtlingen unterstützt, ist zu gering, um auf diese Entwicklung zu reagieren.

Das Schlimmste am Krieg ist, dass er die Zukunft der Kinder zerstört. Wenn die Kinder keine Bildungschancen haben, können sie der Gesellschaft auch nichts zurückgeben.

Die 21-jährige Sidra floh 2014 vor der Gewalt in Syrien in die Türkei. Nun erhielt sie ein Stipendium und studiert Zahnmedizin.

Was wurde im EU-Türkei-Abkommen vereinbart und welche Konsequenzen hatte es?

Im Jahr 2016 haben die EU-Länder ein Flüchtlingsabkommen mit der Türkei geschlossen. Dieses soll verhindern, dass Flüchtlinge nach Europa kommen. So sollten vor allem die überfüllten Flüchtlingslager auf den griechischen Ägäis-Inseln entlastet werden.

Das Abkommen sieht vor, dass die Türkei ihre Grenzen stärker überwacht und Schutzsuchende, die in Griechenland kein Asyl bekommen, zurücknimmt. Als Gegenleistung nimmt die EU für jeden zurückgeschickten Flüchtling einen anderen syrischen Flüchtling aus der Türkei auf. Zudem unterstützen die EU-Staaten die Türkei mit sechs Milliarden Euro.

Nach Inkrafttreten des Abkommens ist die Zahl der ankommenden Flüchtlinge auf den griechischen Inseln von über einer Million im Jahr davor auf jeweils rund 30.000 in den folgenden Jahren gesunken.

Ende Februar/Anfang März 2020 öffnete die türkische Regierung erneut ihre Grenze für Flüchtlinge und Migrant*innen nach Bulgarien und Griechenland. Vorausgegangen war eine Eskalation des syrischen Bürgerkrieges im Frühjahr 2020. Gleichzeitig weigert sich die türkische Regierung nun seit März 2020, Migrant*innen zurückzunehmen, was ein Verstoß gegen das EU-Türkei-Abkommen darstellt.

Verteilung von Flüchtlingen in den türkischen Provinzen:

Was macht der UNHCR vor Ort?

Der UNHCR bietet der türkischen Regierung technische und operative Hilfe. Das UNHCR-Länderbüro sitzt in Ankara. Darüber hinaus gibt es weitere Außenbüros, darunter in Istanbul und Izmir. Die Aufnahme, die Integration und die Inklusion der Flüchtlinge in die nationalen Systeme wird gefördert, indem die Zusammenarbeit mit den zuständigen Ministerien und Institutionen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene gestärkt wird.

Der UNHCR beteiligt sich nicht an Rückführungen, sondern unterstützt eine angemessene Unterbringung der Menschen und eine schnelle Bearbeitung der Asylanträge.

Der besondere Schwerpunkt in der Arbeit mit Geflüchteten liegt auf dem Schutz von Kindern, der Prävention sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt und der Unterstützung von Flüchtlingen mit besonderen Bedürfnissen.

UNHCR unterstützt und fördert die Bildung von Flüchtlingen, indem Stipendien vergeben sowie Sprachkurse und Workshops angeboten werden. Unter anderen wurden Workshops durchgeführt, um die Kommunikation zwischen Geflüchteten und den Aufnahmegemeinschaften zu unterstützen. Darüber hinaus wurden Menschen fortgebildet, die Flüchtlinge juristisch unterstützen.

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