Zehntausende fliehen vor Gewalt in Tigray
Seit Anfang November wird in Tigray (Äthiopien) gekämpft. Eine Militäroffensive der Regierung gegen regionale Streitkräfte stürzt die äthiopische Grenzregion zu Eritrea und ihre Bewohner in eine schwere Krise. Die Kommunikationsnetze sind unterbrochen, Bankdienstleistungen werden eingestellt, Straßen sind blockiert und die Grundversorgung ist gefährdet.
Aus Angst um ihr Leben sind tausende Familien bereits in das Nachbarland Sudan geflohen. Rund 100.000 eritreische Flüchtlinge, die in Tigray Zuflucht gefunden hatten, sind nun von einer erneuten Vertreibung bedroht.
Hunderte Menschen sind in diesem Konflikt bereits umgekommen. Die Front rückt unterdessen bereits näher an das Flüchtlingslager Shimelba heran, das 6.500 eritreische Flüchtlinge beherbergt.
Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe
Lebensrettende Hilfsmaßnahmen sind dringend nötig
Über 57.000 Flüchtlinge - etwa ein Drittel von ihnen sind Kinder - sind bisher in den Sudan geflohen. Die Menschen sind völlig erschöpft und verängstigt. Sie mussten alles zurücklassen und besitzen nicht mehr als ihre Kleider am Leib. Immer wieder hören wir von Familien, die auf der Flucht getrennt wurden.
Die meisten möchten so schnell wie möglich zurück – vor allem da die Ernte ansteht, die nun zu verderben droht. Das würde die komplette Lebensgrundlage vieler Flüchtlinge völlig zerstören. Doch an Rückkehr ist zurzeit nicht zu denken. Das wäre viel zu unsicher und gefährlich.
In den UNHCR-Transitzentren erhalten die Flüchtlinge zunächst Wasser und etwas zu essen. Unterernährte Kinder sowie schwangere und stillende Mütter werden mit zusätzlichen, therapeutischen Nahrungsmitteln versorgt. Doch die Kapazitäten reichen nicht aus. Der UNHCR muss die Vorräte vor Ort dringend aufstocken, da mit weiteren hilfsbedürftigen Flüchtlingen in der Region zu rechnen ist.
Mehr als 20.000 Flüchtlinge wurden bislang aus den Transitzentren kurz hinter der Grenze in ein Flüchtlingslager im Inland gebracht. Doch auch dort sind die Kapazitäten bereits ausgeschöpft, so dass ein weiteres Flüchtlingslager rund 136 km von der Grenze entfernt gebaut wurde.
Zurzeit geht der UNHCR davon aus, dass die Anzahl der Flüchtlinge auf 100.000 steigen kann. Um diese in den nächsten sechs Monaten versorgen zu können, benötigt der UNHCR 49 Millionen US Dollar für die Nothilfe im Sudan. Weitere 49 Millionen US Dollar werden für die Versorgung der Flüchtlinge und Vertriebenen in Äthiopien selbst benötigt.
Alleine schaffen wir das nicht.