Nothilfe Südsudan
© UNHCR/Corentin Fohlen

Gewalt und Hunger im Südsudan

Teilen

Über 4 Millionen Menschen noch immer auf der Flucht

[Stand: 20.11.2023] 
Im Jahr 2011 wurde der Südsudan nach Jahrzehnten von Krieg und Gewalt unabhängig vom Sudan. Doch auch nach der Unabhängigkeit kam das Land nie zur Ruhe. Der Südsudan gilt als ein sogenannter gescheiterter Staat, in dem seit 2013 der Bürgerkrieg andauert. Nach der Unterzeichnung eines Abkommens am 12. September 2018, der den Weg für einen dauerhaften Frieden bereiten soll, gab es einen (partiellen) Rückgang der Kampfhandlungen. Die Sicherheitslage hat sich etwas verbessert.

Seit Ausbruch der Gewalt im Nachbarland Sudan, Mitte April 2023, kehrten über 337.000 südsudanesische Flüchtlinge in ihr Heimatland zurück. Die Neuankömmlinge wurden registriert und mit grundlegenden Hilfsgütern versorgt. Die meisten Rückkehrer sind in Teile des Landes zurückgekehrt, die aufgrund von Konflikten, Klimawandel oder Ernährungsunsicherheit - oder einer Kombination aus allen drei Faktoren - extrem gefährdet sind.

2,2 Millionen Menschen noch immer als Flüchtling in den Nachbarländern

Der Großteil der Flüchtlinge aus dem Südsudan hält sich in den Nachbarländern auf: Uganda, gefolgt vom Sudan, Äthiopien und Kenia. Rund 2 Millionen Südsudanesinnen und Südsudanesen sind im eigenen Land auf der Flucht.

Mit 80 Prozent bilden Frauen und Kinder die größte Gruppe unter den südsudanesischen Flüchtlingen. Darum wird die Krise in dem Land oftmals als Krise der Flüchtlingskinder bezeichnet. Besonders auf Unterstützung angewiesen sind die Flüchtlingskinder, die als “unbegleitet” gelten, das heißt, sie haben ihre Eltern oder Verwandten verloren oder wurden von ihnen getrennt.

2
Millionen

Binnenvertriebene

80
Prozent

der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder

2,2
Millionen

Flüchtlinge

Überschwemmungen und Dürre gefährden Lebensgrundlagen

Der Klimawandel und daraus resultierende Umweltschäden gefährden die Ernten und damit die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung in der Sahelzone.

Neben der Dürre kommen in den Regenmonaten Überschwemmungen, Erdrutsche oder verheerende Stürme hinzu, die Ernten und Anbauflächen vernichten. Jedes Jahr verlieren mehrere tausend Menschen ihre Lebensgrundlage.

Die Naturkatastrophen führen somit nicht nur zu einer steigenden Zahl an Binnenvertriebenen, sondern stellen auch die Hilfsorganisationen vor große Herausforderung, wenn Teile des Landes und damit die notleidende Bevölkerung nicht erreicht werden können.

Wenn Sie dieses Video abspielen, werden Informationen über Ihre Nutzung an Youtube übertragen und unter Umständen gespeichert. Weitere Infos finden Sie dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Überschwemmungen im Südsudan

Knapp 1 Million Menschen von Überflutungen betroffen

2021 waren im Südsudan rund 835.000 Menschen von Überschwemmungen betroffen. Die diesjährigen Regenfälle und Fluten übertreffen die der Vorjahre bereits und weitere Regenfälle sind für die kommenden Wochen vorausgesagt.

Die Folgen sind katastrophal:

  • Zwei Drittel des Landes sind derzeit überschwemmt, darunter weite Teile des Ackerlandes. Damit verschlimmert sich die ohnehin schon dramatische Ernährungslage weiter.
  • Mehr als 900.000 Menschen sind direkt betroffen.
  • Häuser wurden weggespült.
  • Das Vieh - für viele die Lebensgrundlage - ist ertrunken.
  • Bohrlöcher und Latrinen wurden überflutet, wodurch die Wasserquellen verseucht wurden und die Gefahr des Ausbruchs von Krankheiten besteht.
  • Tausende sind zur (erneuten) Flucht gezwungen.

Die Überschwemmungen haben dramatische Auswirkungen, die die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage der Binnenvertriebenen verschlechtern und neue Vertreibungen auslösen können. Flüchtlingslager und Siedlungen sind zum Teil von den Hilfslieferungen abgeschnitten. Einige Lager für Flüchtlinge und Binnenvertriebene liegen unterhalb der Wasseroberfläche. Die Bewohner und Hilfsorganisationen haben Deiche aufgeschüttet, um sich vor den Überschwemmungen zu schützen.

Nahrungsmittelknappheit bedroht Millionen Menschen

Im Südsudan selbst besteht Nahrungsmittelknappheit für Millionen von Menschen. Aufgrund der Vertreibungen können die Felder nicht mehr bestellt werden. Im Oktober 2022 warnten UN-Organisationen, dass 65% der Menschen im Land - 7,74 Millionen Menschen - keine ausreichenden Lebensmittel zur Verfügung hätten. Mindestens 3 Millionen kämpften täglich um ihr Überleben und seien vom Hungertod bedroht.

Der Hunger im Land zwingt immer mehr Menschen zur Flucht. In den letzten Jahren warnten die UN-Organisationen WFP (Welternährungsprogramm) und FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) wiederholt vor einer bevorstehenden Hungersnot.

Der Hunger und die Kämpfe wurden immer schlimmer und es gab absolut nichts mehr zu essen. Wir hatten keine Wahl als hierher zu kommen.

Das erzählt Nyepach Benyluok , die mit 30 anderen Flüchtlingsfrauen mit kleinen Kindern, nach einer wochenlangen Wanderung im Lager ankam.

Südsudan als Aufnahmeland

Trotz der Herausforderungen im eigenen Land, verfolgt der Südsudan eine Politik der offenen Türen gegenüber Flüchtlingen aus den Nachbarländern. In 2023 lebten rund 333.000 Flüchtlinge im Südsudan. 93 Prozent von ihnen stammen aus dem Nachbarland Sudan.

Der UNHCR im Einsatz

In Südsudan sind UNHCR-Helfer Tag und Nacht im Einsatz, um Flüchtlinge und Binnenvertriebene mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Doch die Hilfslieferungen werden häufig durch die schwierige Sicherheitslage erschwert. Zudem liegen die meisten Flüchtlingslager in sehr abgelegenen Gegenden, die aufgrund der schlechten Infrastruktur nur mit großem Aufwand zu erreichen sind. Insbesondere während der Regenzeiten ist eine Versorgung manchmal nur noch per Luftbrücke möglich.

Der UNHCR ist im Südsudan u. a. um den Schutz von Flüchtlingskindern bemüht und

  • verbessert die Registrierung von Neugeborenen,
  • bemüht sich intensiv um Familienzusammenführung,
  • verbessert Bildungsangebote, damit 90 Prozent der Flüchtlingskinder im Grundschulalter die Grundschule besuchen können.

Unterfinanzierung der Hilfsmaßnahmen

Der Hilfseinsatz im Südsudan ist seit Jahren dramatisch unterfinanziert! Die chronische Finanzknappheit gefährdet lebensrettende Hilfsmaßnahmen für Menschen, die vor Gewalt und Hunger fliehen mussten.

Den finanziellen Bedarf für die Hilfsmaßnahmen beziffert der UNHCR im Jahr 2023 für Flüchtlinge und Binnenvertriebene aus dem Südsudan mit 247 Millionen US-Dollar. Dieser Bedarf ist allerdings bisher nur zu 32% gedeckt.

Die fehlende Finanzierung hat große Auswirkungen auf die Hilfe für Flüchtlinge.

So mussten in der Vergangenheit bereits Hilfsmaßnahmen in diesen Bereichen gestrichen werden:

  • Lebensmittelhilfe
  • Verbesserung der Infrastruktur
  • Projekte zur Förderung der freiwilligen Rückkehr
  • Medizinische Versorgung

Bei anhaltender Unterfinanzierung drohen weitere Kürzungen in den Bereichen der Unterbringung, der Hygiene oder dem Schutz von Kindern.

In 2022 hat die UNO-Flüchtlingshilfe mehr als 2,8 Millionen Euro für die UNHCR-Operation im Südsudan und für Flüchtlinge aus dem Südsudan in den Nachbarländern bereitgestellt.

Um den Flüchtlingen weiter helfen zu können, brauchen wir dringend Ihre Unterstützung!

 

 

Mutter gibt Kind etwas zu essen

So können Sie helfen

Sie möchten Menschen auf der Flucht zur Seite stehen?
Dann unterstützen Sie unsere lebensrettende Hilfe noch heute mit Ihrer Online-Spende. Jeder Beitrag hilft!

  jetzt spenden
Kind udn Mutter, Unterernährungs Messung  RF198305-1920x1080.jpg