Lebensgefährliche Flucht über das Meer
(Stand 07.2025)
Schon seit Jahren fliehen Menschen aus den Krisenregionen der Welt über das Mittelmeer nach Europa – mit verheerenden Auswirkungen.
Jedes Jahr werden tausende Menschen als vermisst oder verstorben registriert. Die Zahl der Toten und Vermissten kann nur geschätzt werden und die genaue Zahl der Opfer wird für immer im Dunkeln bleiben.
Im Jahr 2015 erreichte die Zahl der über das Mittelmeer nach Europa gelangten Menschen mit über einer Million einen historischen Höchststand. 2016 wurden mit 5.096 Todesopfern die meisten Toten und Vermissten verzeichnet. In den Folgejahren gingen sowohl die Ankunftszahlen als auch die Zahl der Todesopfer zunächst deutlich zurück.
Doch 2023 kam es erneut zu einem markanten Anstieg: Mit rund 270.700 registrierten Ankünften und 4.110 Toten und Vermissten erreichten beide Zahlen die höchsten Werte seit 2016. Auch 2024 bleiben die Zahlen auf hohem Niveau: es starben oder verschwanden 3.530 Menschen und über 199.400 Flüchtlinge und Migrant*innen erreichten 2024 die Küsten Europas. In der ersten Jahreshälfte 2025 erreichten rund 65.000 Menschen Europa über das Mittelmeer, etwas weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
über das Meer in 2024
2024 verstorben oder vermisst
erreichten 2024 die Kanarischen Inseln
Weitere Informationen vom UNHCR zur Situation am Mittelmeer (auf Englisch) finden Sie hier.
Der UNHCR fordert eine stärkere Koordinierung und mehr Solidarität der EU-Mitgliedsstaaten sowie erhöhte Such- und Rettungskapazitäten und eine Regelung zur Anlandung. Denn der Schutz von Leben und grundlegenden Menschenrechten muss weiterhin Priorität haben. Die Rettung auf See ist ein humanitärer Imperativ und eine Verpflichtung nach dem Völkerrecht.
Warum wagen Menschen die lebensgefährliche Flucht?
Die grausamen Zahlen von Toten und Vermissten verdeutlichen, wie verzweifelt die Menschen sind, die ihr Leben bei einer Flucht über das Meer riskieren:
- Sie fürchten um ihr Leben.
- Sie suchen nach Schutz und einem Neuanfang.
- Sie sehen in ihrer Heimat oder den angrenzenden Nachbarländern keine Perspektive mehr – weder für sich, noch für ihre Kinder.
Darum wagen sie die Flucht in seeuntauglichen Schlauchbooten, begeben sich in die Hände skrupelloser Schlepperbanden und werden Opfer von Gewalt und Ausbeutung.

Fluchtrouten verlagern sich
Je nach Situation und Risiko verändern sich die Routen, die die Menschen über das Mittelmeer wählen, in jedem Jahr. Während 2016 die meisten Ankünfte über den Seeweg in Griechenland zu verzeichnen waren, stieg 2018 die Zahl der Neuankömmlinge in Italien und Spanien.
Auf den Kanarischen Inseln in Spanien kamen 2024 46.843 Flüchtlinge und Migrant*innen an. Zwei Jahre zuvor, 2022, waren es 15.617 Personen. Auf dem Weg über den Atlantischen Ozean kamen in 2024 mindestens 1.086 Menschen ums Leben oder werden seither vermisst.
Sowohl die Ankunftsländer, als auch die Ländern, in denen die Menschen ihre Überfahrt starten, ändern sich jedes Jahr. So stieg die Zahl der Ankünfte aus Tunesien zwischen Januar und November 2023 um 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während sie von Libyen ungefähr gleich blieb.
Der Grund für die Verlagerung der gewählten Fluchtrouten liegt sicher daran, dass Asylsuchende, die den Seeweg nach Griechenland wählten, sich häufig in überfüllten Aufnahmelagern auf Inseln wie Lesbos mit langen Wartezeiten wiederfanden. Berichte über Push-Backs auf Seerouten und Landesgrenzen sind ebenfalls Entscheidungsfaktoren. Wer versucht, das Meer nach Italien zu überqueren, muss damit rechnen, von der libyschen Küstenwache abgefangen und inhaftiert zu werden.
So hilft der UNHCR vor Ort
UNHCR-Helferinnen und Helfer sind sowohl in den betroffenen Regionen Afrikas, als auch in den Ankunftsländern Europas aktiv, um die Mittelmeerregion zu stabilisieren. Die UNO-Flüchtlingshilfe unterstützt deshalb Projekte des UNHCR für Schutzsuchende in und auf dem Weg nach Europa.
In Afrika (Algerien, Libyen, Niger, Nigeria, Äthiopien…):
- Versorgung der Flüchtlinge mit Nothilfegütern
- Identifizierung von und Hilfe für besonders schutzbedürftigen Personen
- Zusammenarbeit mit den Regierungen der betroffenen Länder und Unterstützung bei ihren internationalen Verpflichtungen
- Sensibilisierung und Aufklärung zu Risiken der Flucht
- Ausbildungsunterstützung für Küstenwachen
In Europa (Griechenland, Italien, Spanien…):
- Aufnahme und Begleitung von Asylsuchenden
- Versorgung mit Nothilfegütern
- Technische Hilfe bei Errichtung von Aufnahmezentren
- Identifizierung von und Hilfe für besonders schutzbedürftigen Personen, beispielsweise Minderjährige oder Opfer von Gewalt
- Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträger*innen, um auf Lösungen für Flucht- und Vertreibungssituationen hinzuwirken
- Verbesserung der Konditionen von Such- und Rettungsaktionen

So können Sie helfen
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