Naher Osten und Nordafrika 2024: Neue Konflikte, neue Hoffnungen
Die Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) wurde 2024 von zahlreichen neuen Konflikten erschüttert.
Am Jahresende lebten 3,4 Millionen Flüchtlinge und Asylsuchende in der Region – ein Anstieg um 26 % im Vergleich zum Vorjahr. Hinzu kamen 13,4 Millionen Binnenvertriebene. Außerdem meldete UNHCR rund 363.000 Staatenlose, wobei die tatsächliche Zahl deutlich höher liegen dürfte.

Jeder Tag ist ein Kampf um das Überleben. Wir wissen nicht, ob wir etwas zu Essen haben werden.
Hamamah (16) in Schwarz umringt von ihren Geschwistern. Sie mussten vor schwerer Gewalt in ihrer Heimatstadt Taiz im Jemen fliehen.
Hilfsbedarf bleibt nach wie vor hoch
Die anhaltende Instabilität verursacht hohe menschliche und wirtschaftliche Kosten. Das UNHCR-Budget für die MENA-Region beträgt 2025 rund 2,48 Milliarden US-Dollar und macht damit weiterhin einen erheblichen Teil des globalen Haushalts aus (nach einer anfänglichen Kürzung wurde es Ende 2024 wegen neuer Krisen deutlich aufgestockt).
- Im Libanon, dem Land, das weltweit die meisten Flüchtlinge pro Kopf aufnimmt, leben neun von zehn Flüchtlingshaushalten in extremer Armut, während die Spannungen mit den Aufnahmegemeinschaften wegen des Wettbewerbs um die schwindenden Ressourcen zunehmen. Seit dem Sturz des Assad-Regimes kehren immer mehr Syrer in ihr Heimatland zurück.
- Im Irak sind mehr als drei Viertel der Haushalte außerhalb der Flüchtlingslager hoch verschuldet, was die Anmietung einer angemessenen Unterkunft, den Kauf von Lebensmitteln, den Schulbesuch der Kinder und die medizinische Versorgung erschwert.
- Der Sturz des Assad-Regimes Ende 2024 brachte das Ende der Gewalt. Wie schnell das Land stabilisiert bleibt abzuwarten. Aus den Nachbarländern kehren langsam die ersten Flüchtlinge zurück.
- Und die Situation in Libyen wird voraussichtlich weitergehende Auswirkungen auf Nordafrika haben.
- Angesichts der weiteren Unsicherheit in der Sahelzone könnten Menschen in gemischten Flucht- und Migrationsbewegungen zunehmend Schutz in nordafrikanischen Ländern suchen und versuchen nach Europa zu kommen.
- Im Jemen leben 78 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, was das Leben der 90.700 Flüchtlinge und Asylsuchenden sowie der 4,8 Millionen Binnenvertriebenen, 75 % davon Frauen und Kinder, noch prekärer macht.
Was bedeutet MENA?
Welche Staaten zur MENA-Region gehören und welche nicht, ist nicht genau festgelegt. Es ist die Abkürzung von „Middel East & North Africa“, die Finanzexperten häufig verwenden und umfasst normalerweise das Gebiet von Marokko im Westen bis zum Iran im Osten.
Mit Blick auf die globale ökonomische Stabilität, ist die Region für ihre großen Erdöl- und Erdgasvorkommen bekannt. Gleichzeitig ist die Region jedoch von anhaltenden Bürgerkriegen in Syrien, Irak, Libyen und Jemen geprägt.

Transitländer in Nordafrika
Die nordafrikanischen Länder, wie Ägypten, Libyen und Tunesien, werden besonders als Transitländer genutzt. Viele Vertriebene durchqueren die Länder, um in sicherere Länder zu gelangen. Aus Libyen berichten Flüchtlinge und Migrant*innen von schrecklichen Zuständen, von Gewalt und menschenunwürdigen Behandlungen. Im Januar 2020 musste der UNHCR die Arbeit in einem Transitzentrum aus Sicherheitsgründen einstellen.
Was macht der UNHCR vor Ort?
Trotz der Unsicherheit und des oftmals eingeschränkten Zugangs zu Krisenregionen, führt der UNHCR seine Arbeit in der Region fort. Die Hilfe erreicht sowohl die Bevölkerung in den jeweiligen Ländern als auch nordafrikanische Flüchtlinge und Migrant*innen.
Im Jahr 2023 bleibt die regionale Schutz- und Lösungsstrategie des UNHCR darauf ausgerichtet, den Zugang zu Sicherheit und Asyl, einen würdigen Schutzraum und einen Weg zu Lösungen für alle betroffenen Gruppen zu gewährleisten. Der UNHCR sucht nach lokalen Möglichkeiten, um die Eigenständigkeit der Geflüchteten zu stärken, und wird seine Hilfsleistungen für Resilienzprogramme und längerfristige Lösungen erhöhen. Die direkte Schutzfunktion des UNHCR ist von entscheidender Bedeutung, da die Region nur wenige nationale Asylgesetze hat und nur begrenzten Zugang zu Lösungen für Vertreibungssituationen bietet.
Der UNHCR wird Flüchtlingen mit Bargeld helfen und ihren Zugang zu Gesundheit, Bildung, Unterkunft und Lebensunterhalt unterstützen. Der UNHCR wird Innovationen entwickeln, um die Wirksamkeit und Effizienz der Bargeldhilfe zu maximieren, die eines der wichtigsten Instrumente zum Schutz und zur Unterstützung der Menschen ist.
Die Flüchtlings- und Binnenvertriebenen-Programme des UNHCR, wie die zum Beispiel im Libanon und im Jemen, werden die Bemühungen zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens verstärken. Angesichts der politischen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Risiken in verschiedenen Ländern der Region wird UNHCR starke Koordinierungsplattformen wie den Regionalen Flüchtlings- und Resilienzplan und die Zusammenarbeit mit Entwicklungsakteuren stärken und dadurch seine Führungs- und Koordinierungsrolle in der Reaktion auf Flüchtlinge und Binnenvertriebene beibehalten.