Flucht nach Europa
Schon seit Jahren fliehen Menschen aus den Krisenregionen der Welt über das Mittelmeer nach Europa – mit verheerenden Auswirkungen. Jedes Jahr werden über 1.000 Menschen als vermisst oder verstorben registriert. 2022 starben oder verschwanden laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) mehr als 1.940 Menschen. Die Zahl der Toten und Vermissten können jedoch nur geschätzt werden. Die genaue Zahl der Opfer wird für immer im Dunkeln bleiben.
Seit 2016 sank die Zahl der über die Mittelmeerrout ankommenden Personen weiter. Jedoch steigt die Zahl der Ankommenden sowie der als vermisst oder verstorben gemeldeten Menschen seit 2021 erstmals wieder an. 2022 erreichten 150.177 Flüchtlinge und Migrant*innen die Küsten Europas.
Ankünfte über die Mittelmeerroute

Anzahl der Vermissten oder Verstorbenen auf See

Quelle: UNHCR
Der UNHCR fordert eine stärkere Koordinierung und mehr Solidarität der EU-Mitgliedsstaaten sowie erhöhte Such- und Rettungskapazitäten und eine Regelung zur Anlandung. Denn der Schutz von Leben und grundlegenden Menschenrechten muss weiterhin Priorität haben. Die Rettung auf See ist ein humanitärer Imperativ und eine Verpflichtung nach dem Völkerrecht.
2022
2022 verstorben / vermisst
erreichten 2022 die Kanarischen Inseln
Warum wagen Menschen die lebensgefährliche Flucht?
Die grausamen Zahlen von Toten und Vermissten verdeutlichen, wie verzweifelt die Menschen sind, die ihr Leben bei einer Flucht über das Meer riskieren: Sie fürchten um ihr Leben. Sie suchen nach Schutz und einem Neuanfang. Sie sehen in ihrer Heimat oder den angrenzenden Nachbarländern keine Perspektive mehr – weder für sich, noch für ihre Kinder. Darum wagen sie die Flucht in seeuntauglichen Schlauchbooten, begeben sich in die Hände skrupelloser Schlepperbanden und werden Opfer von Gewalt und Ausbeutung.

Eine europäische Lösung ist nicht in Sicht
Eine europäische Einigung über den Umgang mit den Flüchtlingen ist in den vergangenen Monaten nicht erzielt worden. Die Notleidenden sind die Flüchtlinge, die sich nun in einer Sackgasse befinden. Zurückkehren können sie nicht, aber einen Zufluchtsort haben viele von ihnen auch noch nicht gefunden.
Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, appellierte deshalb an die Regierungen dieser Welt endlich zu handeln, denn solange es keine legalen Alternativen gibt, werden Flüchtlinge sich weiterhin in die Hände von Schlepper*innen begeben und ihr Leben riskieren.
Fluchtrouten verlagern sich
Je nach Situation und Risiko verändern sich die Routen, die die Menschen über das Mittelmeer wählen, in jedem Jahr. Während 2016 die meisten Ankünfte über den Seeweg in Griechenland zu verzeichnen waren, stieg 2018 die Zahl der Neuankömmlinge in Italien und Spanien.
Auf den Kanarischen Inseln in Spanien kamen 2022 15.617 Flüchtlinge und Migrant*innen an. Etwas weniger als im Vorjahr. 2021 kamen etwa 1.153 Personen auf dem Weg über den Atlantischen Ozean ums Leben oder werden seither vermisst.
Sowohl die Ankunftsländer, als auch die Ländern, in denen die Menschen ihre Überfahrt starten, ändern sich jedes Jahr. So stiegt die Überseefahrten aus Libyen in 2021 zum Vorjahr um 150 Prozent. Auch in Tunesien stiegt die Zahl im selben Zeitraum um 61 Prozent.
Der Grund für die Verlagerung der gewählten Fluchtrouten liegt sicher daran, dass Asylsuchende, die den Seeweg nach Griechenland wählten, sich häufig in überfüllten Aufnahmelagern auf Inseln wie Lesbos mit langen Wartezeiten wiederfanden. Berichte über Push-Backs auf Seerouten und Landesgrenzen sind ebenfalls Entscheidungsfaktoren. Wer versuchte, das Meer nach Italien zu überqueren, musste damit rechnen, von der Libyschen Küstenwache abgefangen und inhaftiert zu werden.
Weitere Informationen zur Situation am Mittelmeer (auf Englisch) finden Sie hier.
So hilft der UNHCR vor Ort
UNHCR-Helferinnen und Helfer sind sowohl in den betroffenen Regionen Afrikas, als auch in den Ankunftsländern Europas aktiv, um die Mittelmeerregion zu stabilisieren. Die UNO-Flüchtlingshilfe unterstützte deshalb Projekte des UNHCR für Schutzsuchende in und auf dem Weg nach Europa.
In Afrika (Algerien, Libyen, Niger, Nigeria, Äthiopien…):
- Versorgung der Flüchtlinge mit Nothilfegütern
- Identifizierung von und Hilfe für besonders schutzbedürftigen Personen
- Zusammenarbeit mit den Regierungen der betroffenen Länder und Unterstützung bei ihren internationalen Verpflichtungen
- Sensibilisierung und Aufklärung zu Risiken der Flucht
- Ausbildungsunterstützung für Küstenwachen
In Europa (Griechenland, Italien, Spanien…):
- Aufnahme und Begleitung von Asylsuchenden
- Versorgung mit Nothilfegütern
- Technische Hilfe bei Errichtung von Aufnahmezentren
- Identifizierung von und Hilfe für besonders schutzbedürftigen Personen, beispielsweise Minderjährige oder Opfer von Gewalt
- Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträger*innen, um auf Lösungen für Flucht- und Vertreibungssituationen hinzuwirken
- Verbesserung der Konditionen von Such- und Rettungsaktionen

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