Vom Nahen Osten nach Europa
Die Balkanroute bezeichnet die Fluchtrouten, die Flüchtlinge und Migrant*innen nutzen, um über den Balkan vom Nahen Osten nach Europa zu gelangen.
Im Juni 2021 waren etwa 12.000 Menschen in den Ländern entlang der Balkanroute unterwegs - 45% weniger als ein Jahr zuvor. Der größte Teil von ihnen kommt aus Afghanistan, gefolgt von Pakistan, Bangladesch und Syrien.
Besorgniserregende Zustände entlang der Fluchtroute
Der UNHCR ist besorgt, da Menschen, die auf dem Landweg unterwegs sind, zum Teil ohne jegliches Verfahren inhaftiert und zwangsweise in Nachbarländer zurückgeschoben werden, ohne ihren Schutzbedarf zu klären. Die Genfer Flüchtlingskonvention, die Europäische Menschenrechtskonvention und EU-Recht verpflichten die Staaten das Recht um Asyl nachzusuchen und den Grundsatz des Non-Refoulement – also Menschen, die vor schweren Menschenrechtsverletzungen fliehen, nicht zurückzuschicken – zu garantieren, selbst wenn sie irregulär einreisen.
"Bei der Achtung von Menschenleben und Flüchtlingsrechten gibt es keine Wahl, sondern eine rechtliche und moralische Verpflichtung. Während Länder das legitime Recht haben, ihre Grenzen in Übereinstimmung mit internationalem Recht zu kontrollieren, müssen sie dabei auch die Menschenrechte respektieren. ,Pushbacks‘ sind schlicht und einfach illegal."
Gillian Triggs, Stellvertretende UN-Flüchtlingshochkommissarin
Berichten zufolge harren viele Schutzsuchenden unter elendigen Bedingungen in den Ländern der ehemaligen Jugoslawischen Republik aus, wenn ihnen die Weiterwanderung nicht möglich ist. Die Menschen haben keinen Strom, kein fließendes Wasser und der Hygienezustand ist erschreckend.
Der UNHCR fordert die Möglichkeit einer legalen Migration für Vertriebene aus Konfliktgebieten. Wenn die Grenzen stärker gesichert werden und gleichzeitig keine legalen Übergangsmöglichkeiten bestehen, begeben sich die Flüchtenden eher in die Hände von Schlepper*innen und nehmen Risiken für ihre persönliche Sicherheit in Kauf.
Fluchtroute Balkan
Rund Zehntausend Menschen sind in den Balkanländern unterwegs, um in andere europäische Länder zu gelangen. Oftmals haben sie dort Bekannte oder Verwandte und erhoffen sich dadurch einen einfacheren Neuanfang.
Die Entwicklung der Fluchtrouten
Im Jahr 2015 reisten nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex über 760.000 Vertriebene auf der Balkanroute von der Türkei über Griechenland nach Zentraleuropa. Entlang der Route herrschten elende Zustände. Die Menschen versuchten, sich zu Fuß zur nächsten Grenze durchzuschlagen und strandeten im Nirgendwo.
Im März 2016 schlossen Slowenien, Kroatien, Serbien, nacheinander ihre Grenze. Nachdem die sogenannte alte Balkanroute unterbrochen war, entstand eine neue Balkanroute weiter westlich. Die Schutzsuchenden versuchen nun über Albanien, Montenegro und Bosnien in das EU-Land Kroatien oder gleich oder über die Adria nach Italien zu gelangen.

Idomeni
Im kleinen griechischen Ort Idomeni an der Grenze zu Mazedonien strandeten viele Migranten und Flüchtlinge in einem inoffiziellen Zeltlager. Im Frühjahr 2016 lebten bis zu 14.000 Menschen auf einem begrenzten Terrain, das nicht dafür geeignet war. Die hygienischen Zustände waren katastrophal. Es kam zu Ausschreitungen zwischen Flüchtlingen, Migranten, mazedonischen Beamten und griechischer Polizei. Im April 2016 wurde das Lager schließlich geräumt. Nur ca. 3.500 Menschen hatten sich zuvor in ein offizielles Lager bringen lassen.
2020 kamen immer weniger Flüchtlinge über Griechenland und die Balkanroute nach Europa. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 war die Zahl der ankommenden Geflüchteten in Griechenland 64% niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Flüchtlingskinder, die in Griechenland ankamen, sank 2020 deutlich - von über 25.000 in 2019 auf etwas über 4.600.
Die Routen, die Flüchtlinge und Migranten von Griechenland nach Norden nutzten, ändern sich immer wieder. Rumänien ist mittlerweile zum weiteren Transitland geworden. Wichtigstes Durchgangsland bleibt aber Bosnien-Herzegowina, das seit 2018 auf dem Weg von über 77.000 Flüchtlinge und Migranten lag. Zwischen Januar und Juni 2021 kamen 7.775 Menschen in Bosnien-Herzegowina an, die dort zum größten Teil um Asyl bitten wollten.
Seit 2020 steigt die Zahl der Flüchtlinge und Migranten, die versuchten, über Spanien nach Europa zu kommen.
Das macht der UNHCR vor Ort:
Der UNHCR ...
- ... leistet humanitäre Hilfe vor Ort, und versorgt die Geflüchteten mit Hilfsgütern, Unterkünften, medizinischer Versorgung etc.
- ... setzt sich für eine Verbesserung der Asylverfahren und der Aufnahmebedingungen in der Region ein.
- ... unterstützt gezielt hilfsbedürftige Personen, damit sie schnell Unterstützung und den Zugang zu angemessenen Aufnahmeeinrichtungen erhalten. Besonders schutzbedürftigen Personen wie Kinder, ältere Menschen oder allein reisende Mütter müssen besonders unterstützt werden. Dazu benötigt jedes Land in der Region Unterstützung.
- ... fördert die Integration in den Erstaufnahmeländern, um die Wahrscheinlichkeit zur Weiterreise zu verringern.
- ... drängt auf Ressetlement-Plätze in den europäischen Staaten und Flüchtlingen das Recht auf Familiennachzug zu ermöglichen. So bekommen die Menschen einen legalen Weg, um sich ein neues Leben in Würde aufbauen zu können.